Rostocker Straßenbahn AG: Gehackt, aber nicht gestoppt
Am 18. November war die Rostocker Straßenbahn AG Ziel eines Hackerangriffs. Bis heute kann an Ticketautomaten nur bar bezahlt werden und auch die digitalen Anzeigen funktionieren nicht. Aber: Busse und Bahnen fahren.
Der 18. November war für die Angestellten der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) ein ganz besonderer Tag. Nichts ging mehr. Fast alle Computersysteme waren komplett ausgefallen - weder in der Verwaltung noch im Streckennetz funktionierten die digitalen Kanäle. Von heute auf morgen konnte niemand mehr an seinem PC arbeiten. Ein Hackerangriff hatte das Unternehmen getroffen und lahm gelegt. Laut der RSAG müssen alle Rechner im Unternehmen komplett neu aufgesetzt werden. Trotzdem fahren die Bahnen und Busse in Rostock - fast so, wie vorher auch.
Bildschirme sind dunkel
NDR-Mitarbeiter Sebastian Vesper hat sich genau angesehen, was so ein Hackerangriff, für die Mitarbeiter der RSAG konkret bedeutet. Auf dem Betriebshof der RSAG steht neben den Gleisen ein altes Bauernhaus. Es regnet. Drinnen: Falko Salzmann. "Das ist noch aus den Zeiten, als das hier ein alter Bauernhof war." Salzmann ist Teamleiter für die Fahrdienste und Straßenbahnfahrer. Bis zum Hackerangriff hat er hier per App und auf Bildschirmen alle Informationen zu seiner Route bekommen: seine Arbeitszeit und auch die Pausen zum Beispiel. Jetzt sind seine Bildschirme dunkel.
Ausdrucken war früher einfacher
Er deutet auf ein paar Mappen auf seinem Schreibtisch. "Das sind die Aushilfsvarianten. Das sind die klassischen Mappen. Die Helden der letzten Wochen waren die, die noch einen Ordner aus dem Regal ziehen konnten und noch Unterlagen auf Papier hatten." Daraus konnten nämlich händisch neue Dienstpläne erstellt werden. In Programmen wie Excel. Nur, so ein Dienstplan muss ja noch gedruckt werden. Das ist aktuell gar nicht so einfach, findet Pressesprecherin Beate Langner. Sie sagt: "Man hat ja kein Netzwerk. Früher haben wir am PC im Büro auf den Knopf gedrückt, und dann kam das Papier beim Drucker raus. Jetzt muss man mit seinem Laptop zum Drucker gehen, den dort anstöpseln. Oder mit dem USB-Stick geht zum Beispiel drucken am Drucker direkt."
Ein Mensch behält den Überblick
Klar ist, die Arbeitsbelastung ist seit dem Hackerangriff gestiegen. In allen Abteilungen der RSAG. Auf dem Betriebshof rund um die Straßenbahnen gibt es sogar einen neuen Dienst. Früher hat ein Computer geortet, wo welche Straßenbahn steht. Jetzt läuft nachts ein Mensch über das ganze Gelände und notiert alles händisch - auch bei Wind und Wetter. Schließlich möchten Fahrer wie Falko Salzmann sofort wissen, wo ihre Bahn steht. Er betont: "Spätestens bei diesem Wetter will niemand über den Hof laufen, um seine Bahn zu suchen. Das würde auch ein bisschen schwierig werden - bei 51 Fahrzeugen." Salzmann sagt, dass seit dem die IT-kaputt ist, wieder mehr miteinander gesprochen werde. Was ja grundsätzlich positiv ist.
Abos per Post oder E-Mail abschließen
Wann bei der RSAG, alles wieder läuft wie früher, ist laut der Pressesprecherin noch unklar. Es seien schließlich alle Bereiche des Unternehmens betroffen, nicht nur die Fahrer. Für Kunden ist es übrigens weiter etwas umständlich neue Abos abzuschließen, das gehe laut RSAG nur per Post oder per E-Mail.