Rostock: Klimaaktivisten verzögern Auslaufen von Kreuzfahrtschiff
Mit einer aufsehenerregenden Aktion mit Kanus und aufblasbaren Booten haben Klimaaktivisten am Samstagabend in Rostock-Warnemünde gegen den Kreuzfahrttourismus demonstriert. Die Demonstranten verzögerten die Ausfahrt des Kreuzfahrtschiffes "Aida Diva" für zwei Stunden.
Um auf die umweltschädlichen Auswirkungen der Kreuzfahrt aufmerksam zu machen, hatten sich Klimaaktivisten der Gruppe "Smash Cruiseshit" gegen 18 Uhr im Hafen Rostock-Warnemünde mit Schlauchbooten und Kanus vor dem Kreuzfahrtschiff "Aida Diva" platziert, um es so am Auslaufen zu hindern. Die Polizei räumte die Blockade unter anderem mit Booten vom Wasser aus. Erst mit zwei Stunden Verzögerung konnte das "Aida"-Schiff schließlich ablegen und den Hafen verlassen.
Vom Wasser aus Plakate am Schiff entrollt
Wie eine Polizeisprecherin bestätigte, waren zuvor etwa 20 Menschen auf dem Wasser gewesen und hatten an dem Kreuzfahrtschiff Plakate entrollt. Auf einem forderten sie: "Seenotrettung im Mittelmeer statt Luxusdampfer in jedem Meer."
Am Kai kletterten zudem zwei Aktivisten auf Laternen am Kreuzfahrtterminal, einige Demonstranten versuchten auch auf das 252 Meter lange Schiff zu gelangen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 20 bis 30 Kräften sowohl auf dem Wasser als auch landseitig im Einsatz. 15 Aktivisten seien festgestellt worden, sie sollten zur Identifizierung zur Bundespolizei gebracht werden, weil sie sich nicht ausweisen wollten. "Wir haben erstmal ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet", sagte ein Polizeisprecher.
Die Klima-Aktivisten warfen der Polizei inzwischen vor, dass einige ihrer Paddelboote durch Polizeiboote abgedrängt und zum Kentern gebracht worden seien. "Mehrfach wurden im Wasser schwimmende Menschen von Motorbooten der Einsatzkräfte gefährdet", hieß es weiter. Nach der Protestaktion sei bei der erkennungsdienstlichen Behandlung in eine Polizeiwache mindestens einem Mitglied der Gruppe "heftige körperliche Gewalt angetan" worden.
Kritik der Aktivisten: Kreuzfahrten sind klimaschädlich
Eine Sprecherin von "Smash Cruiseshit" sprach nach der Beendigung der Aktion von einer teils aggressiven Stimmung. Die Aktivisten seien etwa von Passanten angefeindet worden. Man sei aber zufrieden, weil die Abfahrt des Schiffes um zwei Stunden verzögert und auf das eigene Anliegen aufmerksam gemacht worden sei. Die Aktivisten kritisierten bei ihrer Blockade, dass Kreuzfahrten klimaschädlich seien. Auf der einen Seite machten Menschen Luxusurlaub an Bord, andere Menschen hätten dagegen unter den Auswirkungen der Klimakrise zu leiden.
Die Gruppe "Smash Cruiseshit" fordert den sofortigen Stopp aller Kreuzfahrten. Die Reederei verwies in einem Statement hingegen auf technische Innovationen: "Bis 2050 streben wir den klimaneutralen Schiffsbetrieb an." Bereits 2019 hatte die Gruppe mit einer ähnlichen Aktion in Kiel das Auslaufen eines Kreuzfahrtschiffes um mehrere Stunden verzögert. Im vergangenen Jahr gab es eine ähnliche Aktion in Kiel.
Reederei: Blockade hat keinen weiteren Einfluss auf die Reise
Eine Sprecherin der Kreuzfahrtreederei Aida Cruises sagte, die zweistündige Verzögerung des Auslaufens der "Aida Diva" könne gut aufgeholt werden, auch weil am Sonntag ein Tag auf See eingeplant sei. Die Blockade werden keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Reise haben. Das Schiff brach am Samstagabend zu einer fünftägigen Kreuzfahrt in Richtung Schweden auf, wie die Sprecherin mitteilte. Nach dem Seetag am Sonntag soll es am Montag um 10 Uhr in Stockholm festmachen.