Prozess in Neubrandenburg: Lebensgefährliche Selbstjustiz
In Neubrandenburg hat wegen versuchten Totschlags der Prozess gegen drei junge Männer begonnen. Sie sollen in einem Akt von Selbstjustiz einen 16-Jährigen lebensgefährlich verletzt haben.
Am Landgericht Neubrandenburg hat ein Prozess wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung gegen drei Männer mit Geständnissen begonnen. Man habe mit dem Opfer im November 2022 "ein paar Dinge klären wollen", sagte der 20-jährige Hauptangeklagte am Dienstag. Er habe mit dem Messer auf das 16-jährige Opfer eingestochen. Der Anlass für die blutige Attacke war eine Lüge, wie sich Wochen später herausstellte. Laut dieser Lüge, die die damalige Freundin des Hauptangeklagten ihm erzählt haben soll, hatte der 16-Jährige sie vergewaltigt und ein anderes Mädchen gemobbt. Aber das war halt eine Lüge.
Lebensgefährliche Verletzungen
Der 20-Jährige, sein 18-jähriger Bruder und ein 22-jähriger Freund hatten das Opfer und einen Begleiter in der Oststadt Neubrandenburgs abgepasst und attackiert. Der 16-Jährige erlitt Stiche an Hals, Bauch und Armen. Auch als er am Boden lag, wurde laut Anklage noch auf ihn eingetreten. Er wurde lebensgefährlich verletzt. Der Begleiter konnte sich mit Schlägen verteidigen und fliehen.
"Maximal ein blaues Auge"
Der 18-Jährige gestand ebenfalls, zugeschlagen zu haben. Der 20-Jährige bedauerte sein Vorgehen. Eigentlich habe der 16-Jährige "maximal ein blaues Auge" bekommen sollen, beteuerte er. Das Messer habe er immer dabei – und nicht extra für die Attacke mitgenommen. Nach dem Angriff will er es einem Kumpel gegeben haben, der "es eingeschmolzen hat". Einen Namen nannte er nicht. Die Polizei hatte die jungen Männer am nächsten Morgen durch Hinweise aufgespürt. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 6. April fortgesetzt. Mit einem Urteil wird bisher Anfang Juni gerechnet.