Prozess: Mutmaßlicher "Trauerschwindler" bestreitet Betrug
Am Rostocker Amtsgericht hat ein Prozess gegen einen Bestattungsunternehmer begonnen. Die Staatsanwaltschaft warf ihm zu Beginn der Verhandlung vor, drei Frauen um 230.000 Euro betrogen zu haben.
Ein Rostocker Bestattungsunternehmer muss sich seit Dienstag vor dem Rostocker Amtsgericht verantworten, weil er drei Frauen um rund 230.000 Euro betrogen haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm konkret elf Betrugsfälle vor. Der Unternehmer hatte die Frauen als Kundinnen kennengelernt. Laut Anklage unterhielt er zu ihnen intime Beziehungen und lieh sich bei ihnen hohe Geldsummen. Er habe nie den Vorsatz gehabt, die Frauen zu betrügen, ließ der 49-jährige Bestatter über seinen Anwalt erklären.
Zeugin: "Wie unter Hypnose"
Eine der betroffenen Frauen sagte als Zeugin vor Gericht, der Angeklagte sei "ein Meister der Manipulation". Die 64-Jährige hatte ihn nach dem Tod ihres Mannes 2017 kennen gelernt und eine Beziehung mit ihm angefangen. "Ich war wie unter Hypnose", so die Unternehmerin. Sie lieh dem Angeklagten in mehreren Tranchen rund 140.000 Euro. Davon hat sie nach eigenen Angaben nur rund 8.000 Euro zurückbekommen. Der Angeklagte sagte, beiden sei es bei der Beziehung nur um den "Spaßfaktor" gegangen, "so einfach ist das".
Anwältin: Weitere Ermittlungen gegen Bestatter laufen
Nach Angaben der Anwältin der Zeugin ist der Bestatter in mehreren Betrugsfällen vorbestraft. Außerdem laufen demnach bereits weitere Ermittlungen gegen den Bestatter, weil er eine weitere Frau um rund 700.000 Euro betrogen haben soll. Der Bestatter habe "immer die selbe Masche" angewandt. Eine Sprecherin des Amtsgerichts wies unterdessen darauf hin, dass es für den Tatbestand des Betruges nicht unbedingt darauf ankomme, ob der Angeklagte eine emotionale Notlage der Frauen ausgenutzt habe.
Betroffene äußern sich im Netz - drei gehen vor Gericht
Die mutmaßlichen Betrügereien waren zum Fall für die Justiz geworden, nachdem mehrere betroffene Frauen über das Internet voneinander erfahren hatten, dass es sich bei ihrer Beziehung zu dem Bestatter nicht um einen Einzelfall handelte. Drei Frauen zeigten ihn an. Sie sagen, sie wollten andere warnen. Sie vermuten, dass es eine hohe Dunkelziffer an Frauen gibt, denen es ähnlich ergangen ist.
Masche: Geld geliehen, dann Kontakt abgebrochen
Nach Aussage der betroffenen Frauen hat sich der Bestatter sehr einfühlsam und liebevoll um sie gekümmert, als sie emotional eine schlimme Zeit durchmachten. Daraus wurde dann mehr. Irgendwann habe er sich Geld von ihnen geliehen, so die betroffenen Frauen. Dann habe er die Kontakte abgebrochen und sich nicht an vereinbarte Rückzahlungen gehalten. Einige der Frauen kommen in der Crime-Time-Serie "Der Trauerschwindler" zu Wort, die in der ARD-Mediathek im Internet abrufbar ist.