Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) mit zwei weiteren Frauen © NDR

Perspektiven für ausländische Schülerinnen und Schüler in MV

Stand: 15.05.2023 14:19 Uhr

5.450 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine besuchen derzeit eine Schule in Mecklenburg-Vorpommern. Die vom Flüchtlingsrat kritisierten Vorklassen sollen im kommenden Schuljahr beibehalten werden.

Länger als gedacht gehe der Krieg nun schon, so Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) - nun müssen für die geflüchteten Schülerinnen und Schüler Perspektiven geschaffen werden. So soll es für Schülerinnen und Schüler möglich sein, sich für einen deutschen oder einen ukrainischen Schulabschluss zu entscheiden. Auch die Angebote der digitalen Landesschule wurden ausgeweitet, so Oldenburg.

Vorklassen: Unterschiedliche Herkunft, unterschiedliches Alter

Seit dem Schuljahr 2022/23 gibt es sogenannte Vorklassen. Hier werden alle ausländischen Kinder gemeinsam, jahrgangsübergreifend unterrichtet. Das Erlernen der deutschen Sprache soll dabei im Mittelpunkt stehen. Der Landesflüchtlingsrat hatte dieses Vorgehen kritisiert: "Mecklenburg-Vorpommern verlässt damit den bisher vorbildlichen Weg, Kinder von Anfang an nach und nach in den allgemeinen Unterricht zu integrieren", sagte die Vorsitzende Ulrike Seemann-Katz.

Lob für die Vorklassen

Offenbar war dieses Vorgehen zumindest für die ukrainischen Kinder erfolgreich: Die Landesintegrationsbeauftragte Jana Michael lobte vor allem die psychosozialen Angebote und die muttersprachliche Begleitung der Ukrainer. Aber auch Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan bekämen Unterstützung: von Beratungstelefon für Eltern bis Kinderbücher über Diversität. Viele Kinder hätten durch die lange Dauer der Flucht überhaupt keine Muttersprache oder würden einen Mix aus verschiedenen Sprachen sprechen, so dass die Analphabetisierung eine große Herausforderung darstelle.

Planungssicherheit und Perspektiven gesucht

Eine Frau mit längeren Haaren sitzt vor einem Plakat. © NDR
Die Belastung für ihre Kinder sei sehr hoch, berichtet Ludmilla Sytnik.

Die Ukrainerin Ludmilla Sytnik, die mit ihren beiden Söhnen und der Nichte jetzt in MV lebt, berichtet von unterschiedlichen Erfahrungen: Der jüngste Sohn, der direkt in eine deutsche erste Klasse mit deutschem Lehrer eingeschult wurde, habe innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt. Schwieriger ist die Situation für den älteren Bruder: "In der Vorklasse sprechen die Kinder nur im Unterricht Deutsch. In den Pausen und in der Freizeit sprechen sie leider mit den anderen Kindern ukrainisch." So dauere das Erlernen der Sprache erheblich länger. Für die Nichte, die derzeit die Technische Berufsschule besucht, ist die Situation besonders schwierig: Den ukrainischen Schulabschluss konnte sie durch die Flucht nicht machen. Ihre Tante wünscht sich nun Planungssicherheit für beide Fälle: ein Verbleib in Deutschland sowie die Rückkehr in die Ukraine.

Schulabschluss deutsch oder ukrainisch

So geht es offenbar derzeit vielen Geflüchteten: Derzeit lässt das Ministerium abfragen, welche Schülerinnen und Schüler der jetzigen 8., 9. und 10. Klassen lieber einen deutschen oder einen ukrainischen Schulabschluss machen möchten. Und auch mit einem ukrainischen Abschluss und einer anschließenden Berufsausbildung, die länger als zwei Jahre dauert, würden die Jugendlichen automatisch einen deutschen Abschluss der mittleren Reife erwerben, betonte Oldenburg.

Deutsche Sprache wichtig für Berufsprüfungen

Entscheiden sie sich für einen deutschen Abschluss, könnten die Jugendlichen dann aufs Gymnasium wechseln oder direkt eine Berufsausbildung beginnen, ohne eine so genannte Berufsvorbereitungsklasse (BVJA-Klasse) zu besuchen. Der stellvertretende Geschäftsführer der IHK zu Schwerin, Peter Todt, verwies auf die Erfahrung der Betriebe mit ausländischen Azubis. Sprachprobleme würden hier gemeinsam gelöst. Ein stabiles Grundverständnis der deutschen Sprache benötigen die Jugendlichen aber unbedingt für die Abschlussprüfungen: Die Fachprüfungen der Berufsschulen seien ausschließlich auf Deutsch, so Todt. Derzeit lernten 29 Auszubildende aus der Ukraine, 32 aus Syrien und 9 aus Afghanistan in den Bereichen der IHKs in MV einen Beruf. Insgesamt gibt es 47 verschiedene Nationalitäten unter den Jugendlichen an den Berufsschulen in MV.

Weitere Informationen
Schülerinnen und Schüler in einem Klassenraum der Regionalschule "Peter Joseph Lenné" in Ludwigslust. © NDR Foto: NDR

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 15.05.2023 | 11:44 Uhr

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