Initiative will Rostocker Gabenzaun zurückholen
Wer etwas braucht, konnte es sich nehmen. Wer etwas zu geben hatte, konnte es dort ablegen. Der Gabenzaun an den Wallanlagen in Rostock war der letzte verbleibende in der Stadt. Nun ließ die Stadt den Platz räumen. Der Grund: Beschwerden über Ratten und Sperrmüll. Die Initiatoren können das nur zum Teil nachvollziehen.
Über drei Jahre lang konnten Bedürftige am Gabenzaun in den Rostocker Wallanlagen in Rostock Kleidung, Spielsachen und Lebensmitteln abholen, welche Freiwillige dort hinterlassen hatten. Christian Lahl gründete das Hilfsangebot in der Corona-Pandemie während des ersten Lockdowns gemeinsam mit ein paar Freiwilligen.
Das Team wollte ein niedrigschwelliges Hilfsangebot insbesondere für obdachlose Menschen schaffen - mit wärmender Kleidung, Lebensmitteln und Hygieneartikeln. "Wir haben angefangen mit Beuteln am Zaun, später gab es ein kleines Regal, das Team wurde größer und im Moment haben wir gerade einen traurigen Zwischenpunkt", so Lahl.
Anwohner beschwerten sich über Ratten
Am 10. August 2023 ließ die Stadt den Platz räumen. Das Regal für die Lebensmittel wurde vorerst eingelagert. Der Grund für die Räumungsaktion: Es habe zahlreiche Hinweise von Anwohnern gegeben, die regelmäßig Sperrmüll und auch Ratten am Zaun gesehen haben wollen, so Ullrich Kunze von der Stadt Rostock. Und Ratten seien immer ein Alarmsignal, welches einer Handlung bedürfe. Die sommerliche Hitze in Kombination mit den Lebensmitteln sei ein weiterer Grund gewesen, weshalb die Stadt schnell habe einschreiten müssen.
Kristina Köbe, ebenfalls Initiatorin des Projektes, kann das nicht ganz nachvollziehen: "Es gibt überall in der Stadt Ratten. Und es mag sein, dass in der Nähe des Gabenzauns Ratten gesehen wurden. Aber wir haben nie Rattenfraß gehabt und wenn das ein Problem ist, dann hätte man eine Lösung entwickeln können - zum Beispiel, dass das Regal einfach mit einer Tür versehen wird." Zudem seien es ausschließlich haltbare Lebensmittel wie etwa in Konserven gewesen, die am Gabenzaun angeboten wurden, so Köbe.
Auch Sperrmüll wurde zum Problem
Zuletzt war das Team der Helfenden auf 15 Personen angewachsen. Regelmäßig haben diese sich darum gekümmert, den Gabenzaun möglichst sauber zu halten und etwa Sperrmüll entfernt. Dennoch war dieser Punkt für einige Anwohner ein weiterer Anlass zur Beschwerde bei der Stadt. Kristina Köbe ist enttäuscht, dass vor einer Räumung des Platzes nicht erst einmal gemeinsam mit Stadt und Anwohnern nach Lösungen gesucht wurde. Das solle jetzt allerdings nachträglich passieren, so Ullrich Kunze: "Wir unterstützen die Initiative, aber wir müssen uns alle gemeinsam an einen Tisch setzen, dass wir auch einen Weg finden, der das wirklich für alle Beteiligten ermöglicht." Ein erstes Gespräch zwischen Initiative und Stadt soll es im September geben.