Greifswald: Seelöwen-Auftritt trotz Gerichtsbeschluss?
In Greifswald sorgt der "Circus Berolina" seit Tagen für Streit. Denn dieser will trotz des in der Hansestadt geltenden Zirkus-Wildtierverbots Schwimmen mit Seelöwenbullen anbieten. Das stößt bei Tierschützern auf Kritik.
Circus Berolina weicht auf private Fläche aus
Unter der Auflage, keine Seelöwen auftreten zu lassen, hat der Zirkus eine Genehmigung von der Stadt bekommen. Der "Circus Berolina", der somit aber auf seine Seelöwen-Show hätte verzichten müssen, zog daraufhin erst vor das Verwaltungsgericht Greifswald und dann vor das Oberverwaltungsgericht - und hat zwei Mal verloren. Deswegen hat sich der Zirkus um zwei Flächen gekümmert: Eine von der Stadt für die reguläre Show und eine private Fläche von einem Greifswalder Anwohner für die Seelöwen-Show. Wo die Fläche mit den Seelöwen ist, verrät der Zirkus bisher nicht. Tierschützer haben aber bereits Mahnwachen angekündigt.
Tierschützer zeigen sich empört
Robert Gabel von der Tierschutzpartei sagte im Gespräch mit NDR 1 Radio MV, dass hier offensichtlich Gesetzeslücken ausgenutzt werden, die es zu schließen gilt. Außerdem wirke es so, als sei dieser Tumult von Anfang an so geplant, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kritisiert werden auch die Bedingungen für die Tiere: Patagonische Seelöwen, so wie im "Circus Berolina", sind schnelle Schwimmer und tauchen in der Natur bis zu 320 Meter tief. In Zirkusbetrieben werden sie jedoch in kleinen, flachen Becken und nachts in Käfigwagen gehalten. Auch die ständigen Ortswechsel seien für die Tiere laut Tierschutzorganisation Peta stressig. Bei der Show in Greifswald können Interessierte außerdem zu den Tieren ins Wasser, sich an ihnen festhalten und sich von den Seelöwenbullen Andrew und Lappi durch das Becken ziehen lassen.
Das sagen die Veranstalter zu den Vorwürfen
Der Zirkusdirektor Marcello Spindler weist die Vorwürfe gegenüber NDR 1 Radio MV entschieden zurück. Das Schwimmen sei sicherlich auch Marketing, um Leute zum Zirkus zu locken, aber die Menschen sollen und können sich selbst ein Bild machen. Deswegen ist das Seelöwen-Schwimmen am Wochenende auch öffentlich, kostenlos und auf 20 Minuten begrenzt. Der Zirkusdirektor sagte zudem, dass die Tiere zu nichts gezwungen und mit Fisch belohnt werden. Sollten sie mal ihren Auftritt verweigern, falle die Show mit den Seelöwen auch aus. Er betonte, der Zirkus habe Lizenzen, um die Tiere mit sich zu führen, erfülle alle Auflagen und bisher soll es auch keine Beanstandungen vom Veterinäramt gegeben haben.