Gewerkschaft fordert Inflationsausgleich für Gebäudereiniger
Sie arbeiten hart und werden von vielen gar nicht wahrgenommen - die Reinigungskräfte in Mecklenburg-Vorpommern. Sebastian Lutter von der Stralsunder Firma Zenit Service GmbH ist einer von ihnen. "Morgens um sechs klingelt der Wecker und dann ist man den ganzen Tag auf den Beinen. Und auf Leitern klettern geht immer noch, aber auf den Knien und gebückt arbeiten, geht irgendwann nicht mehr. Man wird ja auch nicht jünger. Aber zwischendurch ein bisschen Massage und dann ist das wieder gut. Noch gehts!“, erzählt der 36jährige, lacht und nimmt Putzeimer und Feudel in die Hand und geht ins nächste Büro, um es zu reinigen.
Nur wenige Firmenn zahlen Inflationsausgleich
Einen Inflationsausgleich in Höhe von 200 Euro wird er, wie alle seiner 88 Kolleginnen und Kollegen, mit dem Novemberlohn bekommen. Und damit gehört er zu den Ausnahmen. "Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete - die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es … in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!" Eine Kritik, die der Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Ehlert, vor ein paar Tagen öffentlich macht.
3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie sind steuerfrei
"Wir zahlen als Reinigungsgewerbe über Mindestlohn. Für uns muss kein Landesmindestlohn erschaffen werden", ärgert sich Firmenchefin Kerstin Brinkmann von der Zenit Service GmbH. "Wir zahlen den Gebäudereinigern 13 Euro, ab dem kommenden Jahr mindestens 13,50 Euro die Stunde, den Glasreinigern aktuell 16,20 Euro und ab kommendem Jahr 16,70 Euro, plus Erschwerniszuschläge. Wir haben Tariflohn." Die Stralsunder Unternehmerin ist im Innungsverband der Gebäudedienstleister organisiert. Sie verweist darauf, dass in den neuen Bundesländern inzwischen der gleiche Lohn gezahlt wird wie im Westen. 70 Prozent Lohn-Steigerung seien von 2013 bis heute zu verzeichnen. "Ich ärgere mich immer über das schlechte Image der Branche. Das haben meine Leute nicht verdient," kritisiert Brinkmann und räumt zugleich ein, dass es auch in ihrer Branche schwarze Schafe gibt.
Stralsunder Unternehmerin würde gerne mehr Prämie zahlen
"Ich habe 89 Mitarbeiter, wenn ich jedem 3.000 Euro zahlen würde, wären das 267.000 Euro. Das geht leider nicht. So viel Gewinn habe ich nicht. Und im Rahmen meiner Möglichkeiten bekommen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 200 Euro Prämie. Jeder Unternehmer muss für sich entscheiden, wie viel er zahlen kann, um nicht selbst in die Insolvenz zu rutschen." Und Kerstin Brinkmann ergänzt, die aktuelle Tarifrunde laufe noch bis 31.12.2024, eine Inflationsausgleichsprämie sei nicht Bestandteil der Vereinbarungen gewesen. Sie wundere sich, dass die Gewerkschaft den Eindruck erwecke.
Gewerkschaft fordert Anerkennung
Dass Kerstin Brinkmann eine positive Ausnahme ist, erkennen Gewerkschafter an. Und bleiben trotzdem hartnäckig bei ihrer Forderung. „Monat für Monat wachse der finanzielle Druck auf die Beschäftigten der Gebäudereinigung. Bei Lebensmitteln seien die Preise geradezu explodiert. Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“ Der Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Ehlert, fordert entsprechende Anerkennung. "Mehr wäre immer toll, aber es muss ja auch da sein", sagt der gelernte Gebäude- und Glasreiniger Sebastian Lutter, der seinen Job trotz alledem liebt. Seine Chefin Kerstin Brinkmann hält fest: "Solange bei öffentlichen Ausschreibungen nur der günstigste Anbieter den Zuschlag bekommt, wird uns nicht viel Luft nach oben bleiben."