Flussbad Rostock nach wie vor geschlossen, aber...
Das vereinsbetriebene Flussbad Rostock an der Warnowmündung bleibt weiterhin geschlossen. Hintergrund ist der Streit um eine genehmigte Badestelle in unmittelbarer Nähe des Flussbads.
Das Kinderbecken verwaist, der Kiosk geschlossen, das Kassenhäuschen verriegelt: Wo sich sonst in der Saison im Schnitt 20.000 Besucher vergnügen, herrscht jetzt gespenstische Stille. Das Hinweisschild am Eingang reicht den Schwarzen Peter dafür an das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) weiter. "Beschwerden bitte an das WSA richten", heißt es da kurz und knapp. Flussbadchef Uwe Richter hat das Schreiben verfasst. "Das WSA ist schuld", meint er. Zur Zeit sitzt er auf seinem Rasenmäher und versucht im Ein-Mann-Betrieb Ordnung auf 11.000 Quadratmeter Rasen- und Spielfläche zu halten.
"WSA hat uns den Stöpsel gezogen"
Uwe Richter ist Mann der ersten Stunde. Seit der Neueröffnung des Bades 2005 hat er mit dem Betreiberverein ständig an Ideen und Neuerungen mitgetüftelt. Da durch Corona und den verregneten Sommer im letzten Jahr nur noch 12.000 Besucher kamen, sollte eine neue Idee helfen: Der Ausbau der eigenen Boots- und Kanuflotte. Dadurch wollte man Einnahmeausfälle kompensieren.
Doch zeitgleich mit der neuen Strategie genehmigte das WSA den Betrieb einer Badestelle direkt gegenüber vom Bootsverleih. Mit der Folge, dass sich Badende, Bootsverleih, Flussbadbetreiber und Gelegenheits Stand-Up-Paddler den Platz im Wasser streitig machen. "Wir können bei Badebetrieb doch nicht bis zu 100 Abfahrten und Ankünfte mit unserem Bootsverleih realisieren", so Richter. Ungeübte Bootsmieter könnten dann schnell einen Schwimmer oder eine Nichtschwimmerin mit Schwimmflügeln übersehen. Warum das das WSA bei seiner Genehmigung nicht berücksichtigt hat, versteht der Flussbadchef nicht. "Für uns lohnt sich jedenfalls der Badebetrieb nur mit Kanuverleih, also bleibt das Flussbad zu. Das WSA hat uns den Stöpsel gezogen", so Richter.
WSA sieht sich nicht als Ansprechpartner
Auf Nachfrage gibt es vom WSA nur eine kurze Antwort zurück: "Das WSA ist der Allgemeinheit verpflichtet und nicht einer juristischen Person", so der Amtsleiter des WSA Ostsee, Stefan Grammann. Jede Gruppe oder Einzelperson dürfe eine Wasserstelle nutzen und für kleines Geld pachten. Trotzdem hat das WSA gestern erneut eine Vorortprüfung vorgenommen. Der abschließende Bericht liegt zwar noch nicht vor, aber für die Leitung steht zweifelsfrei fest: "Da keine sicherheitstechnischen Einwände gegen die Pacht gesprochen haben, hat unsere Verwaltung den Antrag genehmigt", so Grammann. Für die Nutzung der Wasserstelle solle sich der Flussbadbetreiber mit dem Pächter der Badestelle einigen.
Pächter fragt: „Warum sollen wir weichen?“
Die Badestelle gegenüber des Kanuverleihs hat der Angel- und Freizeitverein Warnowinsel e.V. gepachtet. Vor Mikrofon und Kamera möchte er sich offiziell nicht äußern, aber der 2. Vorsitzende des Freizeitvereins vertritt die Meinung der eigenen Badefreunde. "Wir haben uns um die Badestelle bemüht, haben sie vom WSA genehmigt bekommen und waren sogar bereit, sie nach Rücksprache mit dem Flussbad zu verkleinern. Jetzt die Pacht aussetzen? Warum?", fragt Sven Meißner. Er spricht davon, dass die Verständigung mit den Flussbadbetreibern zusehends schwieriger wurde.
Wellen schlagen bis ins Rathaus
Eine Oberbürgermeisterin mit geschlossenem Flussbad mitten im Wahlkampf? Die Wellen um das geschlossene Flussbad schlagen bis ins Rostocker Rathaus. Ein über 100 Jahre alter Badebetrieb der in Wahlkampfzeiten dicht macht - das ist nicht gut fürs Image, erkannte Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Die Linke). "Das Flussbad ist vor allen Dingen bei Familien beliebt, die ihren Kindern dort das Schwimmen beibringen, andererseits darf natürlich jeder Bürger die Wasserstraße nutzen und pachten", bringt sie es auf den Punkt. Und sie macht ein Angebot: "In den nächsten Tagen werden wir nach Rücksprache mit dem WSA die beteiligten Parteien an einen Tisch holen und versuchen eine Lösung zu finden."
Vielleicht geht da noch was
Auf NDR Anfrage bestätigt Flussbad-Chef Uwe Richter, dass er durchaus gesprächsbereit ist. "Ich versuche sowieso schon lange mit dem Verein Kontakt aufzunehmen, um über die Sache zu reden." Sein Gegenüber von der anderen Warnowseite erwidert: "Wir sind hier ja nicht auf einem Kreuzzug und haben unsere Telefonnummer." In den nächsten Wochen soll eine Lösung her. Damit das Flussbad in Ferienzeiten nicht verwaist bleibt.