Diskussion um Kampfsportveranstaltung in Güstrow
In Güstrow werden am Abend 1.700 Besucher zu einer Benefiz-Kampfsportveranstaltung erwartet. Unter den angekündigten Kämpfern sind nach Behördenangaben auch Rechtsextreme.
Bei einer Benefiz-Kampfsportveranstaltung heute Abend in Güstrow sollen unter anderem auch rechtsextremistische Kämpfer antreten. Das erklärte das Innenministerium in Schwerin auf Anfrage und bestätigte damit Recherchen des NDR. Um welche Kämpfer es sich konkret handele, sagte die Sprecherin nicht.
Kämpfer posiert mit Reichskriegsflagge
Nach NDR-Recherchen soll jedoch etwa ein Mann aus Vorpommern in den Ring steigen, der in den sozialen Medien vor einer Reichskriegsflagge des Kaiserreichs posiert oder sich in rechter Szenekleidung zeigt. Auch postete er ein Bild vom Wachturm und Stacheldrahtzaun des ehemaligen Konzentrationslagers Stutthof und schrieb darunter "Für die Antifas", eine Abkürzung für Antifaschisten.
Kritik an Veranstalter
Ein weiterer Kämpfer ist bereits seit vielen Jahren als Rechtsextremist bekannt. Mehrfach hatte er in früheren Jahren vor Gericht gestanden, auch wegen eines Überfalls auf einen Kanuverein und wegen Bedrohung eines Polizisten. Noch 2021 nahm er an einer NPD-Demonstration in Greifswald teil. Der Mann trat bereits bei der vorherigen Benefiz Fight Night 2022 in den Ring, beim Einmarsch bejubelt von zahlreichen Anhängern. Unter anderem wegen dieses Kämpfers war Veranstalter Christian Bürki schon nach der Fight Night 2022 kritisiert worden: Er habe Neonazis im Ring und im Publikum eine Bühne gegeben, so der Vorwurf.
Sportler ausgeschlossen
Im Gespräch mit dem NDR sagte Bürki über den Mann, dass jeder eine zweite Chance verdient habe: "Er hat uns beteuert, dass er nicht mehr so ist und er nun Familie hat. Davon gehe ich jetzt erstmal aus. Wenn ich etwas Gegenteiliges höre oder sehe, wird der nie wieder kämpfen." Zwei andere Sportler habe er wegen ihres rechtsradikalen Hintergrundes nach der Fight Night 2022 ausgeschlossen.
Rechte Tendenzen nicht aufgefallen
Außerdem habe er in diesem Jahr die Kämpfer eigenhändig überprüft, sagte Bürki: "Ich lasse mir vorher die Einlaufmusik schicken, ich google die Kämpfer alle und wir kontrollieren die Kleidung auf Szenemarken." Für Sportvereine sei es aber schwer, die Hintergründe aller Sportler auszuleuchten. "Aus meiner Amateursicht machen wir schon sehr viel, mir liegt das auch am Herzen. Ich will keine Ochsen bei mir haben." Den Kämpfer aus Vorpommern kenne er persönlich, rechte Tendenzen seien ihm dabei nie aufgefallen.
Beobachtung des Verfassungsschutzes
Die Sprecherin des Innenministeriums erklärte, es sei zwar mit Rechtsextremisten auch im Publikum zu rechnen, insgesamt gehe man aber von einem überwiegend bürgerlichen Klientel aus. Der Verfassungsschutz beobachte aber die Teilnahme von Extremisten an Kampfsportveranstaltungen genau.
Geld für einen guten Zweck
Die Fight Night in der Sport- und Kongresshalle ist laut Bürki ausverkauft, er erwarte etwa 1.700 Gäste. Neben Profi-Kämpfen in verschiedenen Disziplinen steht vor allem der Benefiz-Teil der Fight Night im Mittelpunkt. Statt professioneller Kampfsportler treten hier vor allem "normale Bürger" gegeneinander an, im Namen von Firmen und Vereinen aus MV. Auf ihre Auftritte haben sich die Hobbysportler in Trainings vorbereitet. Der prominenteste Kämpfer unter ihnen dürfte der frühere Hansa-Spieler Kevin Pannewitz sein.
Das mit den Benefiz-Kämpfen gesammelte Geld soll wieder Güstrower Kindereinrichtungen zugute kommen. Im vergangenen Jahr seien so rund 11.000 Euro zusammengekommen, sagte Bürki.