Auftritte als Osterhase und Wolf: Überzieht der CDU-Abgeordnete Diener?
Der CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Diener gerät wegen seiner Auftritte in den sozialen Medien unter Rechtfertigungsdruck. Diener äußere sich - so Kritiker - abfällig über Umweltschützer und verdrehe Tatsachen. Agrarminister Till Backhaus (SPD) wirft ihm die Verbreitung von Falschmeldungen vor.
Thomas Diener - im Hauptberuf Landwirt und nebenbei Bürgermeister der Gemeinde Möllenhagen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte - mag es gerne deftig: Er wettert auf seinem Instagram-Kanal gegen ein angebliches Dieselverbot, wirbt für Fleischverzehr und prostet - als Osterhase verkleidet - seinen Anhängern virtuell mit Eierlikör zu. Diener hat sich im Landtag auch schon mal abfällig über die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang geäußert - und sich dann dafür entschuldigt.
Diener über Experten: "Beinahe Moor-Taliban"
Bei einer Aussage der vergangenen Woche bleibt er aber: Da postete er auf seinem Instagram-Kanal "Deftiges" über Moorschutz-Experten. Unter der Überschrift "Keine Wiedervernässung mit der Brechstange" schrieb Diener über angebliche Enteignung von Landwirten: "Angesichts des beinahe religiösen Eifers der Herrschaften kann man beinahe von Moor-Taliban sprechen".
Stiftung wehrt sich gegen Vergleich
Aktiv im Moorschutz ist auch der Greifswalder Biologe Michael Succow, ein mehrfach ausgezeichneter Umweltschützer und international anerkannt. Seine Stiftung wehrte sich dagegen, mit dem Terrorregime der Taliban gleichgesetzt zu werden und teilte auf Twitter mit: "Bitte diskreditieren Sie international anerkannte und führende Wissenschaft aus MV nicht auf diese, den demokratischen Diskurs unangemessene Weise."
Kritik auch von den Grünen
Auch das MoorBündnis kritisierte Dieners Aussagen. Er schüre Ängste und sei am rechten Rand angekommen, erklärte es auf Twitter. Der Grünen-Abgeordnete Hannes Damm meinte, mit dem Begriff "Populismus" seien Dieners Beiträge noch zu freundlich bewertet: "Es ist nicht das erste Mal, dass er mit Fake-News den Boden der sachlichen Debatte verlässt." Damm denkt da an Dieners neuestes Video vom vergangenen Wochenende.
Abgeordneter im Wolfskostüm
Im Wolfskostüm ließ sich der CDU-Abgeordnete vor dem Ortsschild von Below im südlichen Landkreis Mecklenburgische Seenplatte abfilmen. Der Ort hatte zuvor für Aufregung in den Sozialen Medien gesorgt, weil ein Handwerker meinte, er sei dort von einem Wolf angegriffen worden. Die vermeintliche Attacke stellte sich als Fehlalarm heraus. Das Umweltministerium teilte mit, Proben am Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main hätten ergeben, der Mann sei von einem Hund angegriffen worden.
Minister Backhaus äußert sich zu Video
Diener zog das - verkleidet im Wolfskostüm - dennoch in Zweifel: "War es tatsächlich ein Hund oder war es ein Wolf?", fragte er scheinbar ahnungslos. Und er beließ es nicht dabei. "Ob es hier ein Hund war oder ein Wolf war, das werden wir noch sehen", kündigte er an. Das klingt in den Ohren des Agarministeriums nach Verschwörungstheorie. Diener behaupte Dinge, die längst widerlegt seien. Zu Dieners Video ließ Minister Backhaus mitteilen: " Von einem Landtagsabgeordneten wünsche ich mir, dass er sich zunächst ausführlich über einen Sachverhalt informiert, bevor er derartige Videos im Internet verbreitet."
Diener weist Kritik zurück
Diener zeigte sich davon unbeeindruckt. Er sei nicht rechts, meinte er im Gespräch mit dem NDR. Der CDU-Abgeordnete wies auch den Vorwurf zurück, nicht an Fakten orientiert zu sein. Er gebe nur wieder, was auf dem Land gedacht werde. Bei der Wolfsattacke fordere er "volle Transparenz", zurückzunehmen habe er nichts. Das gelte auch für die Diskussion um seine Aussage zu den "Moor-Taliban". Er habe doch von "beinahe Moor-Taliban" gesprochen. Aber die Aufregung um diese Passage, die zeige doch, dass er "einen Nerv" getroffen habe. Sein Wolfskostüm hat Diener behalten - gut möglich, dass er es bald wieder auspackt.