Abi ohne Mathe in MV: Hochschulen und Wirtschaft warnen
In der Diskussion um ein mögliches Abitur im Nordosten ohne verpflichtende Mathe-Prüfung warnen Hochschulen und Wirtschaft vor negativen Folgen.
Das Mathe-Abitur sorgt auch in diesem Schuljahr für Aufregung. Viele Abiturienten hatten sowohl im Grund- und Leistungskurs kein gutes Gefühl bei den Mathe-Klausuren. Eine Schülerin aus Wismar startete aus diesem Gefühl heraus eine Online-Petition mit dem Titel "Mathe-Abi in MV übertraf die Anforderungen, auf die wir im Unterricht vorbereitet wurden". Mittlerweile haben mehr als 1.500 Personen das Anliegen unterschrieben. Im Bildungsministerium wird in diesen Tagen über die Zukunft der Mathe-Abitur-Prüfung diskutiert. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) will das Abitur in MV stärker an die anderen Bundesländer angleichen: "In elf Ländern ist eine verpflichtende Prüfung im Grundkurs Mathematik nicht vorgesehen". Aufgrund dieses Unterschieds seien die Prüfungsergebnisse hier in Deutschland nicht vergleichbar.
Sicherung der Studierfähigkeit oberste Priorität
Ob die verpflichtende Matheprüfung im Nordosten zukünftig entfällt, entscheidet ein aus Praktikerinnen und Praktikern bestehendes Gremium. Ziel ist demnach, die Vergleichbarkeit zu stärken und eine Benachteiligung der Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern zu vermeiden. Laut Rektorinnen und Rektoren der Landeskonferenz Mecklenburg-Vorpommern ist jedoch nicht die Frage der Vergleichbarkeit der Prüfungen zwischen den Bundesländern, sondern die Sicherung der Studierfähigkeit oberste Priorität.
"Anforderungen sind größer geworden"
Während Fachlehrerverbände, wie die Philologen in MV ein Mathe-Abi ohne Prüfung ablehnen und um die Studierfähigkeit ihrer Schüler fürchten, können sich die Schülervertreter mit der Idee durchaus anfreunden. "Grundsätzlich sind wir dafür, dass es abgewählt werden kann. Anforderungen sind größer geworden als Schüler leisten können. Dass Mathe eingebracht werden soll, ist schon richtig aber die Prüfung sollte freiwillig sein", so Jerome Mann vom Landesschülerrat.
Wirtschaft befürchtet Qualitätsverlust
Der Präsident der Industrie-und Handelskammer zu Schwerin, Matthias Belke, warnte: "Die Qualität eines erfolgreichen Abiturabschlusses ist durch den Wegfall eines so fundierten Fachs wie Mathematik keine Aufwertung." Er befürchtet einen Qualitätsverlust des Abiturs in Mecklenburg-Vorpommern. Gerade die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) bildeten die Grundlage für viele berufliche Werdegänge, die dringend benötigt würden. Die Wirtschaft stelle außerdem seit Jahren einen Rückgang der Qualität der Schulabgänger fest.
Hinweis der Redaktion: Wir haben die Karte aktualisiert und um das Bundesland Sachsen ergänzt. Auch dort ist zwingend eine Matheabiturprüfung abzulegen. Im Grundkurs darf lediglich zwischen der schriftlichen und mündlichen Variante ausgewählt werden.
Hinweis der Redaktion: In einer älteren Version dieses Artikels hatten wir fälschlicherweise behauptet, der Hintergrund der Debatte über die Abwählbarkeit des Faches Mathematik im Abitur in Mecklenburg-Vorpommern sei die Petition einer Schülerin aus Wismar. Richtig ist, dass die Schülerin die Petition gestartet hat, um auf die aus ihrer Sicht hohen Anforderungen der Mathe-Abitur-Prüfung in diesem Jahr hinzuweisen. Die Debatte um die Möglichkeit, die Abiturprüfung in Mathe abzuwählen wird unabhängig davon geführt. Hintergrund ist die Evaluation der Abiturprüfungs-Verordnung im Bildungsministerium MV.