Stand: 08.10.2014 12:10 Uhr

Telekom bestätigt: "Merkel-Handy" vor dem Aus

von Benedikt Strunz
Angela Merkel (CDU) schaut während einer Sitzung im Deutschen Bundestag auf ihr Mobiltelefon. © picture alliance / dpa Foto: Wolfgang Kumm
Bei den "Merkel-Handys" wird für die sensiblen Daten ein abgeschotteter Bereich mit eigenem Betriebssystem eingerichtet, der abhörsicher ist.

Die Deutsche Telekom hatte für ihre abhörsicheren Handys große Pläne. Gemeinsam mit dem Konkurrenten Secusmart hatte der Konzern im vergangenen Jahr einen Rahmenvertrag des Bundesinnenministeriums über die Lieferung von Krypto-Handys unterzeichnet. Nicht zuletzt infolge des NSA-Spähskandals schien der Markt für verschlüsselte Kommunikation hohe Renditen bereitzuhalten. Allein über den Rahmenvertrag sollten bis zu 10.000 Handys an die Berliner Regierung verkauft werden. Bei Stückkosten von knapp 2.000 Euro wäre das ein Millionengeschäft. Doch dieser Deal ist geplatzt. Nach Informationen von NDR Info wird die Telekom die Produktion der sogenannten SiMKo-3-Handys einstellen, das als "Merkel-Handy" bekannt geworden war. Die zuständige Telekom-Tochter Trust2Core wird aufgelöst, wie ein Telekom-Sprecher bestätigte, der aber nichts zu den Gründen sagen wollte.

SiMKo 3 in Ministerien offenbar unbeliebt

Das Sicherheits-Smartphone SiMKo 3 der Deutschen Telekom © Deutsche Telekom
Das Sicherheits-Smartphone SiMKo 3 ist in den Ministerien offenbar unbeliebt, weil es zu langsam ist und zu wenig Speicherkapazität hat.

Die Telekom zieht damit nach den Recherchen Konsequenzen aus dem schleppenden Absatz der Geräte. Die Telekom arbeitet seit Jahren daran, Samsung-Galaxy-Handys mit der sogenannten Microkernel-Technik gegen Abhörangriffe zu schützen. In Sicherheitskreisen heißt es nun, dass bislang lediglich etwa 600 derartige Krypto-Handys an die Regierung geliefert wurden. Die Geräte sind in den Ministerien schlichtweg unbeliebt, da sie zu langsam seien und zu wenig Speicherplatz besäßen. Stärker nachgefragt sind demnach die abhörsicheren Geräte der Düsseldorfer Firma Secusmart. Diese basieren auf nachgerüsteten Geräten des Typs Z10 des kanadischen Herstellers Blackberry.

Düsseldorfer Sicherheitstechnik könnte bald kanadischer Firma gehören

Die Bundesregierung steht damit vor einem Problem. Denn immer wieder forderten deutsche Politiker und Experten, als Reaktion auf die NSA-Affäre stärker auf technische Lösungen aus Deutschland zu setzen. Im Sommer war aber bekannt geworden, dass der britische Blackberry-Ableger die Düsseldorfer Secusmart übernehmen will. Derzeit wird im Wirtschaftsministerium geprüft, ob eine solche Übernahme die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik gefährdet. Schließlich bekäme Blackberry durch den Kauf Zugriff auf eben jene Technik, mit der sich deutsche Politiker vor Abhörangriffen schützen wollen. Und Großbritannien gehört ebenso wie Kanada zur Allianz der sogenannten Five Eyes mit den USA, in der Geheimdienstinformationen untereinander ausgetauscht werden. Mittlerweile sind etwa 2.500 Geräte mit Secusmart-Technik in deutschen Ministerien und Behörden im Einsatz. Auf Nachfrage teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mit, man wolle weiterhin im Bereich Krypto-Telefonie auch mit der Telekom zusammenarbeiten. 

Telekom bestätigt Bericht

Doch wie eine solche Zusammenarbeit aussehen soll, ist jedoch unklar. Derzeit scheint nicht einmal festzustehen, inwieweit die Telekom an der Microkernel-Technik festhalten will. Ein Sprecher erklärte dazu, man prüfe wie neue Lösungen für sichere Kommunikationsangebote aussehen könnten. Derzeit liegt aber offenbar noch kein Konzept vor. Gleichwohl wolle die Telekom auch weiterhin in die Krypto-Telefonie investieren. Unter anderem sollen künftig Mittelstands- und Privatkunden stärker angesprochen werden. Die Telekom bestätigte den Bericht gegenüber NDR Info und der Nachrichtenagentur dpa. Ein Sprecher ergänzte, dass man die Lieferfähigkeit des Handys aufrechterhalten will und hierfür Mitarbeiter von Trust2Core übernimmt.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 08.10.2014 | 07:41 Uhr

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