"Ich finde, den Film sollte man sich angucken"
In diesen Tagen läuft "Der Baader-Meinhof Komplex" in den deutschen Kinos an: 150 Minuten lang die Geschichte der RAF, vor allem die der Täter. Seit Wochen wird in allen Medien über den Film berichtet, und die Opfer des RAF-Terrors werden wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. So auch Beate Keller aus Hamburg: Sie saß in der entführten Lufthansa-Maschine 'Landshut'. Heute kann die Hamburgerin ganz ruhig über den fünftägigen Albtraum sprechen. Er beginnt am 13. Oktober 1977 - da hatte sie fast ihren Rückflug von Palma de Mallorca verpasst: "Die Maschine war schon auf der Rollbahn, und wir sind in letzter Minute durch die Kontrolle gekommen".
"Die haben uns sämtliche Hoffnung genommen"
Nach dem Essen - etwa nach einer Stunde Flugzeit - übernehmen zwei Frauen und zwei Männer das Kommando an Bord. Die Maschine landet kurz in Rom und fliegt dann weiter nach Zypern, steuert in den kommenden Tagen insgesamt sechs Flughäfen an. "Die haben uns ja auch sämtliche Hoffnung genommen. Sie haben gesagt, dass Männer jetzt nicht den Helden spielen sollen, die würden dann sofort erschossen. Man hat schon irgendwie immer gemerkt, dass die Lage sehr ernst war."
Terroristen erschießen den Piloten
Der Pilot an Bord hat sich in einem eindringlichen Appell an Bundeskanzler Helmut Schmidt gewandt und erklärt: Sie sind unsere einzige Hoffnung. Später erschießen die Terroristen den Piloten der Maschine.
An Bord herrschen zeitweise bis zu 50 Grad, die Klimaanlage ist ausgefallen. Während in Bonn der Krisenstab tagt, versuchen die Passagiere so gut wie möglich mit diesen Umständen klarzukommen. Je nachdem wie der Anführer gelaunt war - dann durfte man sich unterhalten, auf Toilette gehen, rauchen (...) und wenn dann wieder was kam, was ihnen nicht in den Kragen gepasst hat, dann wurde es wieder still im Flugzeug, dann durfte man nichts mehr machen." Nach über 100 Stunden in Gefangenschaft beendet ein GSG9-Kommando die Geiselhaft: Alle Passagiere werden auf dem Flughafen von Mogadischu befreit.
Drei Jahrzehnte ist das nun her. Durch den aktuellen Kinofilm kommen die Erinnerungen wieder hoch und das ist auch gut so, sagt Beate Keller. "Ich muss sagen, ich fand den Film sehr aufschlussreich für mich persönlich - den sollte man sich wirklich angucken. Ich finde den toll." Sie sagt, sie habe einen inneren Abstand zu der Entführung entwickelt - und deshalb kann sie die Bilder inzwischen gut ertragen.