Dirty Dozen II - Zwölf legendäre Klavier Trios: McCoy Tyner
Es fällt richtig schwer, zu sagen, auf welchem Album der Pianist McCoy Tyner mir am besten gefällt, in welcher Trio-Besetzung ich ihn am liebsten höre: Ist es zusammen mit Bassist Ron Carter und Schlagzeuger Elvin Jones, etwa bei dem Album "Trident" und "The Real McCoy" - das allerdings auch von dem Spiel des Saxofonisten Joe Henderson geprägt ist - oder ist es später zusammen mit Calvin Hill am Bass und Alphonse Mouzon am Schlagzeug oder live im New Yorker Nachtclub "Sweet Basil" mit Avery Sharpe und Aaron Scott? - Mein Favorit heißt jedenfalls McCoy Tyner.
"Bud Monk"
Der Pianist und Komponist Alfred McCoy Tyner, 1938 in Philadelphia geboren, erhielt mit dreizehn Klavierunterricht und es sollte nicht lange dauern, da nannte man ihn scherzhaft "Bud Monk", war doch bald herauszuhören, dass zu seinen ganz großen Vorbildern die Pianisten Bud Powell und Thelonious Monk zählten. Und hin und wieder blitzen bei seinen Improvisationen immer noch Stern-Splitter des einen oder anderen auf. Aber auch das Stride-Piano des Art Tatum hat seine Spuren in dem energie-geladenen Spiel von McCoy Tyner hinterlassen.
"A Love Supreme"
Im Klavierspiel von McCoy Tyner geschieht ungeheuer viel, ohne dass die Musik auseinanderfällt. Er setzt mit der linken Hand zu - vorwiegend von Quarten erfüllten - Akkorden an und unterläuft diese Akkorde mit schnellen, von der rechten Hand ausgeführten, Linien und weiteren Akkorden. Es kommt zu aufregenden Interferenzen, zu Klängen fast orchestralen Charakters, die man nie zuvor gehört hat, und plötzlich glaubt man gar, in der Ferne einen Gospelchor zu hören. McCoy summt ganz leise mit, für sich. Als Kind hatte er übrigens im Schulchor gesungen. Kritiker-Meriten gewann McCoy Tyner zuerst 1960 im Zusammenspiel mit John Coltrane und "My Favorite Things". Nur knapp drei Tage währten die Aufnahmen, bei denen auch schon Elvin Jones am Schlagzeug mitwirkte, den Bass spielte Steve Davis. Und auch bei Coltrane’s "A Love Supreme" waren McCoy Tyner und Elvin Jones mit von der Partie. Den Bass spielte Jimmy Garrison.
Tiefe Spiritualität
John Coltrane und den um zwölf Jahre jüngeren McCoy Tyner verband das gleiche Empfinden für das, was sie mit der Musik ausdrücken wollten: eine tiefe Spiritualität. Bereits als junger Mann war McCoy Tyner zum Islam konvertiert und trägt auch den Namen Sulaimon Saud. Doch seine zahlreichen Alben veröffentlicht er alle unter seinem herkömmlichen Namen. Auf grandiose Vorbilder zurückgreifend hat McCoy Tyner für die folgenden Generationen von Jazz-Pianisten mit seinem freien, befreienden und doch auf die Harmonik und den packenden Rhythmus konzentrierten Klavierspiel viel bewirkt.
Nach Thelonious Monk kommt für mich ziemlich schnell McCoy Tyner. So wenig wie an Monk kann ich mich auch an McCoy nicht satt hören