Sendedatum: 23.10.2022 | 11:04 Uhr
1 | 5 Gut 450 Kilometer südöstlich des Intag-Tals, tief im Ecuadorianischen Teil des Amazonas, leben die Kichwa, das größte indigene Volk Ecuadors. „Sarayaku“ heißt das Regenwaldgebiet, zweimal so groß wie die Fläche Hamburgs mit knapp 1.500 Einwohner*innen.
© NDR / Zeitenspiegel / Jelca Kollatsch, Foto: Jelca Kollatsch
2 | 5 Die Rechtswissenschaftlerin Adriana Rodriguez von der Universität Andina in Ecuadors Hauptstadt Quito erklärt, dass ähnlich wie z.B. Unternehmen als juristische Personen gelten, in Ecuador Ökosysteme als juristische Personen gewertet werden können. Und jeder Mensch kann hier im Namen der Natur Klage erheben.
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3 | 5 Cenaida Guachagmira, Kleinbäuerin und zweifache Mutter, hat im Namen der Natur und in ihrem eigenen Namen die Regierung verklagt. Seit den 1990er Jahren versuchen internationale Bergbaukonzerne an das Kupfer unter dem Intag-Tal zu gelangen. Ein Großteil der Bevölkerung war und ist dagegen, da es u.a. das Grundwasser vergiften würde. Die Menschen kämpften schon gegen korrupte Politiker, falsche Anschuldigungen, Bestechungsgelder und Morddrohungen. Es kam zu Ausschreitungen zwischen Befürwortern und Gegnern der Mine. Der Konflikt hat die Gemeinschaft gespalten, viele mürbe gemacht und lähmende Angst verbreitet. Cenaida hat er beigebracht, ihre Stimme zu erheben.
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4 | 5 Die Menschen von Sarayaku haben 2012 einen entscheidenden Fall vor dem interamerikanischen Menschenrechtshof gewonnen. Unter ihrem Teil des Regenwalds liegt viel Öl verborgen. Eine Firma aus Argentinien hatte sich mit Unterstützung der Regierung, aber gegen den Willen der Menschen Sarayakus, Zugang zum Gelände verschafft. Die Arbeiter legten Straßen an, rodeten Waldstücke und vergruben anderthalb Tonnen Sprengstoff. Das interamerikanische Gericht verurteilte Ecuador zur Zahlung von rund 1,3 Millionen Dollar. Davon richtete die Gemeinschaft eine kleine Fluglinie in die nächstgrößere Stadt und eine Gemeindebank ein.
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5 | 5 Heute kommen Cenaida, weitere Zeugen und drei Anwält*innen aus Quito zu einem Vorbereitungsworkshop im Gemeindehaus zusammen. Ihre Anklageschrift führt zwei verfassungsmäßige Rechte auf, die der Staat verletzt haben soll: Zum einen habe es vor den Bauarbeiten keine vorherige Information und Befragung der Bevölkerung gegeben und zum anderen habe der Staat keine Vorsorgemaßnahmen getroffen, um das Aussterben von Arten zu verhindern.
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