NDR Info - Redezeit
Dienstag, 18. April 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Deutscher China-Kurs - wie viel Wandel ist nötig?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
China ist wichtiger Handelspartner, starker Rivale und vor allem Weltmacht mit autoritärer Agenda. Die Eskalation im Konflikt mit Taiwan, die chinesische Haltung gegenüber dem russischen Angriffskrieg - all das zwingt zu einer Neujustierung unseres Verhältnisses gegenüber dem "Reich der Mitte". Nicht nur die Ampelkoalition streitet über die künftige China-Strategie und die entscheidenden Fragen: Wie sieht sie aus, die richtige Balance zwischen wirtschaftlicher Verbundenheit und politischer Abgrenzung? Waren wir bisher zu naiv im Umgang mit China?
Wie umgehen mit China? Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) fand bei ihrem jüngsten Besuch in Peking vergleichsweise klare Worte: China habe den Anspruch, selbst die internationalen Regeln zu definieren. "Wir als Europäer müssen jetzt zusammen ausloten, was das für unsere Zusammenarbeit mit China bedeutet und wie wir aus den Fehlern der Vergangenheit - gerade auch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg - lernen können", so die Außenministerin. Chinas unklare Haltung gegenüber dem russischen Angriffskrieg, dazu die Eskalationen im Konflikt mit dem demokratischen Inselstaat Taiwan sowie die Menschenrechtslage - Europa braucht dringend eine gemeinsame Haltung. Aber schon innerhalb der deutschen Ampelkoalition gibt es Streit. Kritiker von Baerbocks Kurs warnen bereits vor einer "Anti-China-Strategie". Zu Recht? Wo liegt die richtige Balance?
Europäische China-Strategie: Bisher zu naiv?
- Taiwan-Konflikt: G7 warnen China vor Eskalation
- FDP im Bundestag sieht Einstieg von Cosco in Hamburg kritisch
- Kommentar: Europa bleibt zu oft unter eigenen Möglichkeiten
- FAQ zum Cosco-Einstieg im Hamburger Hafen: Ausverkauf oder Chance?
- HHLA: Weiter Ungewissheit beim Cosco-Deal
- China und die deutsche Wirtschaft: Abhängigkeit bereitet Sorgen
- Wert der Importe und Exporte in Hamburg steigt um rund 20 Prozent
- Uiguren in China: VW sieht keine Probleme in Werk in Xinjiang
Wie kann Abkopplung oder zumindest Risikominimierung mit Blick auf die wirtschaftliche Abhängigkeit gelingen? Die schwierige Abwägung zeigt gerade das Beispiel Hamburger Hafen. Der geplante Einstieg der chinesischen Reederei Cosco beim Hafenterminal Tollerort steht heftig in der Diskussion, nicht erst seit das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik das Hafenterminal als kritische Infrastruktur eingestuft hat. Muss die Bundesregierung ihre Erlaubnis für die 25-Prozent-Beteiligung der Chinesen nun revidieren? Auch als Signal für eine neue Abwägung zwischen Handel und Sicherheit? Welchen Einfluss hat diese Debatte auf gesellschaftlicher Ebene? Wie verhindern wir, dass womöglich eine Art "Feindbild" entsteht? Und wie nehmen chinesisch-stämmige Mitbürgerinnen und Mitbürger die Diskussion wahr?
NDR Info Moderator Gerd Wolff begrüßte als Gäste:
Stefan Messingschlager
Historiker, Schwerpunkt chinesische Geschichte und deutsch-chinesische Beziehungen, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Boris Mijatovic
Außenexperte der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentarier-Gruppe im Bundestag
Zhou Ruirui
Soziologin und Freie Kolumnistin, Vorständin der Chinesischen Gemeinde in Deutschland e.V.