NDR Info - Redezeit
Dienstag, 21. März 2023, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Was können wir für das Klima tun?
Über das Thema Klimaschutz haben Hörerinnen und Hörer in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Mitschnitt.
Die Maßnahmen gegen den Klimawandel reichen nicht aus - das bestätigt jetzt der aktuelle Bericht des Weltklimarates (IPCC). Danach ist das 1,5 Grad-Ziel gescheitert. Welche kurzfristigen Maßnahmen können noch wirken? Was muss in Deutschland passieren, was in der EU? Und wie können die UN-Klimakonferenzen schlagkräftiger werden?
Ohne sofortige drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen wird das Ziel, unter 1,5 Grad durch Menschen verursachte Erderwärmung zu bleiben, bereits in den 2030er-Jahren gerissen. Das machte der Weltklimarat in seinem Synthesebericht vom Montag so deutlich wie nie zuvor. Eigentlich wollten die Staaten einen höheren Anstieg als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau verhindern, um noch schlimmere Auswirkungen der Erderhitzung zu vermeiden. So hatten sie es im Pariser Klimaabkommen versprochen.
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Die Emissionen steigen derzeit allerdings statt zu sinken. Doch die weltweiten CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken, um die Erderwärmung unter 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) zu halten. "Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen", fasst der Bericht zusammen. Der Klimawandel schreite schneller voran und die Folgen seien stärker als zunächst gedacht. "Die Dringlichkeit, bis 2030 etwas zu tun, ist gestiegen", sagte Mitautor Matthias Garschagen, Klimaforscher an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Chef des Klimarates: "Jetzt handeln für lebenswerte Zukunft"
Der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee, sagte, der Bericht unterstreiche die Notwendigkeit, ambitionierte Maßnahmen zu ergreifen. Zugleich betonte er: "Wenn wir jetzt handeln, können wir noch eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle sichern." Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) steuert die Welt selbst mit den bisher gemachten Zusagen zur Einsparung von Treibhausgasen auf einen Temperaturanstieg von bis zu 2,6 Grad zu.
Aditi Mukherji, eine der 93 Autorinnen und Autoren des Berichts, betonte, diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen hätten, seien unverhältnismäßig stark davon betroffen. "Klimagerechtigkeit ist von entscheidender Bedeutung", sagte Mukherji. Die richtigen Maßnahmen könnten "zu einem grundlegenden Wandel führen, der für eine nachhaltige und gerechte Welt unerlässlich ist". Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebe in Regionen, die besonders anfällig für den Klimawandel seien. Dort sei die Zahl der Todesfälle durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme um ein Vielfaches höher.
Klimaschutz-Maßnahmen intelligenter kombinieren
Die Wissenschaftler schlagen vor, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mit der Verringerung von Treibhausgasen intelligenter zu kombinieren. Eine klimaverträgliche Entwicklung werde mit jeder weiteren Erwärmung zu einer immer größeren Herausforderung. Die Entscheidungen der nächsten Jahre spielten daher eine entscheidende Rolle für kommende Generationen. Um wirksam zu sein, müssten diese Entscheidungen in Werten, Weltanschauungen und Wissens-Systemen verwurzelt sein.
In der heutigen NDR Info Redezeit geht es darum, was wir jetzt konkret für das Klima tun müssen: Was sind kurzfristige Maßnahmen, die helfen? Was kann der IPCC-Bericht bewirken? Was muss in Deutschland passieren, was in der EU? Und wie können die UN-Klimakonferenzen schlagkräftiger werden?
Redezeit-Moderatorin Susanne Stichler begrüßte als Gäste:
Bengt Bergt
Sprecher Klimaschutz und Energie der SPD-Bundestagsfraktion
Dr. Oliver Geden
Leiter Forschungsgruppe EU/Europa, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und Mit-Autor des aktuellen Berichts des Weltklimarats IPCC
Prof. Dr. Daniela Jacob
Meteorologin und Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS) Hamburg