VIDEO: Partnerschaft Kiel-Qingdao: Sicherheitspolitische Bedenken (2 Min)

Wirtschaft, Tourismus und Kultur prägen Partnerschaften mit China

Stand: 21.04.2023 00:55 Uhr

Die meisten der internationalen Partnerschaften norddeutscher Städte bestehen mit Städten innerhalb der EU - doch auch mit Städten in China gibt es Verbindungen. Derzeit prüft die Stadt Kiel solch ein engeres Bündnis mit der Millionen-Metropole Qingdao.

In ganz Deutschland gibt es mittlerweile nach Angaben der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) bereits mehr als 5.500 deutsch-internationale Städtepartnerschaften. Laut einer Studie der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt sind darunter mehr als 100 offizielle Verbindungen zwischen deutschen und chinesischen Städten oder Kommunen.

Nicht nur die Wirtschaft steht im Fokus

Bei der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den chinesischen Städten geht es laut RGRE zum Beispiel um wirtschaftliche Fragen, aber auch um die Bereiche Bildung, Kunst, Kultur sowie den Schulaustausch und Treffen der Zivilgesellschaft. Weitere Themen der Städte-Verbindungen sind etwa die kommunale Selbstverwaltung, Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheitswirtschaft sowie nachhaltige Entwicklung.

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Bremen machte 1985 den Anfang

In Norddeutschland waren zwei Hansestädte gewissermaßen die Pioniere für partnerschaftliche Verbindungen in die Volksrepublik. Bremen startete 1985 ein Bündnis mit der Hafenstadt Dalian im Nordosten Chinas. Im Zentrum des Austauschs stehen unter anderem die für den Stadtstaat wichtigen Kernthemen Raumfahrt und Satellitenbau, Elektromobilität und Windenergie. Dalian liegt im Norden Chinas, hat rund fünf Millionen Einwohner und ist eine sogenannte Sonderwirtschaftszone, in der erleichterte Bedingungen für ausländische Investoren gelten. Die Hafenstadt beherbergt auch Niederlassungen deutscher Firmen wie Thyssenkrupp, Volkswagen, Liebherr oder des Werkzeugmaschinen-Produzenten Grob.

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Hamburg ist seit 1986 mit Shanghai verpartnert

1986 begann Hamburg eine Partnerschaft mit der 25-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai. Der Hafen an der Ostküste Chinas ist der mit Abstand größte der Welt und einer der wichtigsten Transport-Knotenpunkte weltweit. Einer der zentralen Punkte der Städtepartnerschaft ist die "maritime Seidenstraße".

Die Hamburger Staatsrätin Almut Möller bewertet die Partnerschaft mit Shanghai auf NDR Info Anfrage positiv. Sie habe "viele persönliche Begegnungen und Kooperationen zwischen Menschen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Unternehmen und Institutionen ermöglicht - von Schüler- und Studierendenaustauschen über kulturelle Projekte bis hin zum Austausch im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit".

Die Partnerschaft kreise auch um Themen, die auf nationaler Ebene nicht stattfinden. Dennoch stehe die Partnerschaft auch im größeren Zusammenhang der sich verändernden Beziehungen zu China. Einseitige Abhängigkeiten und den Abfluss vertraulicher Informationen gelte es zu vermeiden. "Chinas globaler Gestaltungswillen hat stark zugenommen in den vergangenen Jahrzehnten. Da ist es sehr wichtig, China-Kompetenz aufzubauen und zu fördern. Auch hierzu leistet die Partnerschaft einen Beitrag", so Möller.

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Rostock kooperiert ebenfalls mit der Millionenstadt Dalian

Noch zu DDR-Zeiten stieg 1988 Rostock ins Thema Städtepartnerschaften ein. Wie zuvor bereits Bremen ging auch die Ostsee-Hafenstadt Rostock eine Verbindung mit dem nordost-chinesischen Dalian ein. Zentrale Punkte dieser Kooperation sind die Wissenschaft und der Jugend- und Hochschulaustausch.

Die Vereinbarung hatte von Beginn an das Ziel, die Verständigung und Freundschaft zwischen den Menschen beider Länder zu fördern sowie den Austausch und die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Handel, Seeverkehr, Fischerei, Schiffbau und Hafenwirtschaft zu intensivieren, heißt es auf NDR Info Anfrage aus dem Rostocker Rathaus. Seit 1988 haben demnach zahlreiche Austausche zwischen den Städten stattgefunden, insbesondere im Bereich der Wissenschaft.

Seit dem Ende der DDR habe das Interesse der chinesischen Partnerstadt an Rostock aber abgenommen, "da auf der nationalen Ebene die Stadt Bremen, aufgrund ihrer Größe, für Dalian interessanter ist". Es habe einige Austausche auf kommunalpolitischer und kultureller Ebene gegeben, von konkreten Projekten im Bereich der maritimen Wirtschaft seien nichts bekannt. "Dalian ist eine große Stadt mit fast sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Auch aufgrund der völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen und dieser Größenordnung gibt es trotz der Häfen wenig vergleichbare Herausforderungen."

Qingdao ist bereits mit Wilhelmshaven verbunden

Keine Städte-, sondern eine reine Hafenpartnerschaft betreibt bereits seit 1992 das niedersächsische Wilhelmshaven mit Qingdao, das nun seine Kontakte mit der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel intensivieren möchte. In der Metropole im Osten des Landes leben nach offiziellen Angaben mehr als sieben Millionen Menschen. Qingdao beheimatet außerdem den drittgrößten Hafen Chinas. Bei den Olympischen Sommerspiele von Peking 2008 wurden vor der Küste der Stadt die Segelwettbewerbe ausgetragen.

Wolfsburgs Verbindungen sind auch wirtschaftlicher Natur

Die meisten Verbindungen zu chinesischen Städten hat aus norddeutscher Sicht Wolfsburg. Zu Jianding besteht eine offizielle Partnerschaft, mit Dalian, Nanhai und Changchun gibt es Städtefreundschaften. Die Verbindungen wurden nach Angaben der Stadt Wolfsburg "vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Austausches und der Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen geschlossen". In allen vier Städten betreibt der Autokonzern Volkswagen Werke.

Im Mittelpunkt der Beziehungen stehen laut der Stadt Wolfsburg neben den automobilen Verbindungen der Austausch auf den Gebieten Wirtschaft, Tourismus, Stadtentwicklung und Wissenschaft - hier zwischen Universitäten und Hochschulen auf beiden Seiten.

Trotz der Spannungen mit China wird die Stadt Wolfsburg an den Beziehungen festhalten, wie sie auf NDR Info Anfrage mitteilte. Die bestehenden Partner- und Freundschaften seien gerade jetzt wichtiger denn je: "Hier laufen die Verbindungen neben den offiziellen Begegnungen auch von Mensch zu Mensch. In diesem Sinne können Beziehungen zwischen Städten auch Signale der Verständigung und des Friedens senden und bei Konflikten deeskalierend wirken." Die Möglichkeit für Gespräche, Begegnungen und Austausche soll deshalb weiterhin angeboten und genutzt werden.

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Aus Städtefreundschaft kann eine Partnerschaft werden

Eine Städtepartnerschaft ist eine auf unbestimmte Zeit geschlossene Verbindung zwischen zwei Städten mit dem Ziel, sich insbesondere in den Bereichen Kultur, Bildung, Sport und Jugend und/oder Wirtschaft auszutauschen und sich gegenseitig zu informieren. Eine modernere Form der Städtepartnerschaft ist dementsprechend die Städtefreundschaft, die sich durch zeitliche Bindung und inhaltliche Verfestigung zur nächsten Stufe, der Partnerschaft, entwickeln kann.

Jüngste Partnerschaften durch kleine Kommunen

Zuletzt gingen eher kleinere norddeutsche Kommunen offizielle Partnerschaften mit chinesischen Städten ein: Rinteln ist seit 2019 mit Tongnan verbunden, Oldenburg seit 2017 mit der Touristenmetropole Xi'an und Eutin ebenfalls seit 2017 mit Xinchang.

Städtepartnerschaften gibt es unter anderem außerdem zwischen Braunschweig und Zhuhai sowie Stralsund und Huangshan. Insgesamt gibt es rund 20 Partnerschaften und Freundschaften zwischen norddeutschen und chinesischen Städten.

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NDR Info | NDR Info | 18.04.2023 | 21:45 Uhr

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