VIDEO: Kita-Mitarbeitende fordern besseren Lohn für ihre Arbeit (2 Min)

Warnstreiks: Viele Kitas in Norddeutschland geschlossen

Stand: 08.03.2023 17:36 Uhr

Für Tausende Kinder in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sind die Kitas am Mittwoch geschlossen geblieben: Die Gewerkschaft ver.di hatte im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes erneut bundesweit zu Warnstreiks aufgerufen.

Hintergrund für die Streiks waren die Verhandlungen mit dem Bund und den Kommunen, die in knapp drei Wochen fortgesetzt werden sollen. Die Gewerkschaft und der Beamtenbund dbb fordern für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. In der zweiten Verhandlungsrunde gab es zuletzt noch keine Annäherung: Aus Sicht der Beschäftigten hatte es dort ein völlig unzureichendes Angebot der Arbeitgeberseite gegeben.

Betroffen von den Warnstreiks für bessere Arbeitsbedingungen waren nicht nur Kindertagesstätten, sondern auch Jugendzentren, Kliniken und Stadtverwaltungen. Eltern von Kita-Kindern und Nutzende von sozialen Einrichtungen mussten deshalb mit erheblichen Einschränkungen umgehen. In vielen Städten gab es auch Kundgebungen. In Mecklenburg-Vorpommern hatte es bereits gestern Warnstreiks gegeben.

Niedersachsen: Kitas von den Warnstreiks unterschiedlich betroffen

In Niedersachsen blieben Kitas unter anderem in Braunschweig, Lüneburg, Oldenburg und Hannover geschlossen. In der Landeshauptstadt wurde in den städtischen Kindertagesstätten auch keine Notbetreuung angeboten. In Hildesheim gab es diese teilweise. Andere Kitas reduzierten die Gruppenzahl oder die Betreuungszeiten. Im Land Bremen traten auch Beschäftigte des Klinikums Bremerhaven-Reinkenheide in den zeitlich befristeten Ausstand. Ver.di sprach am Nachmittag von insgesamt etwa 7.000 Teilnehmenden in Niedersachsen und Bremen.

Neben der Unterstützung im laufenden Tarifstreit wollte die Gewerkschaft mit den Warnstreiks ein Zeichen für die Aufwertung der oft von Frauen ausgeübten sozialen Arbeit setzen. 80 Prozent der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst sind laut ver.di weiblich. Ver.di streike "ganz bewusst am internationalen Frauentag, damit sichtbar wird, dass die Frauenberufe eben immer noch deutlich schlechter bezahlt werden als die Männerberufe". Unter anderem in Hannover, Bremen, Oldenburg, Göttingen, Lüneburg und Braunschweig gab es Protestveranstaltungen.

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Mitarbeitende städtischer Kitas nehmen an einem Warnstreik in Hannover teil. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

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"Arbeit muss die Anerkennung bekommen, die sie verdient"

Auch in Schleswig-Holstein wurden zahlreiche Kitas und andere Einrichtungen bestreikt. Aufgerufen waren Beschäftigte in Kiel, Lübeck, Rendsburg, Eckernförde, Büdelsdorf, Flintbek, Molfsee, Neumünster, Norderstedt, Bad Segeberg und Henstedt-Ulzburg. Dort gab es auch weitere regionale Warnstreiks in verschiedenen Tarifbereichen des öffentlichen Dienstes sowie Protestkundgebungen.

"Derzeit sind rund 2.500 Beschäftigte im Land im Warnstreik - und der Druck auf die Arbeitgeberseite wird damit steigen", erklärte ver.di-Nord-Sprecher Frank Schischefsky am Mittag. Für Warnstreiks sei das eine sehr gute Beteiligung. "Wenn schon bei Warnstreiks eine hohe Bereitschaft zur Durchsetzung der Forderungen besteht, wird das bei etwaigen unbefristeten Streiks eine massive Auswirkung auf das öffentliche Leben haben." Die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke hatte zuvor von "steigender Wut" bei den Beschäftigten gesprochen. Es sei wichtig, dass die Arbeit der Mitarbeitenden in der Erziehungs- und Sozialarbeit "die Anerkennung bekommt, die sie verdient", sagte Landesbezirksfrauensekretärin Andrea Moder.

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Protest-Kundgebung auf Hamburger Gänsemarkt

In Hamburg blieben wegen des Streiks ebenfalls einzelne Einrichtungen ganz geschlossen. Zum Warnstreik aufgerufen waren Mitarbeitende der Elbkinder-Kitas, der Ballin-Stiftung, der ASB Kitas, des Studierendenwerks, des Hamburger Schulvereins und der Asklepios Kitas. Auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sozialen Dienste Fördern und Wohnen, Leben mit Behinderung Hamburg, Lebenshilfewerk, der Alida Schmidt Stiftung und der Elbe Werkstätten legten ihre Arbeit nieder. In den Elbkinder-Kitas, dem größten Träger in Hamburg, blieb mit 50 Einrichtungen ein knappes Drittel der insgesamt rund 180 Kitas geschlossen. In den meisten anderen gab es eine Notbetreuung. Fast ein Drittel der rund 5.600 Erzieherinnen und Erzieher legte die Arbeit nieder, wie die Elbkinder-Kitas auf Anfrage mitteilten. Dort werden insgesamt rund 31.500 Kinder betreut.

Nach einer Kundgebung mit Hamburgs neuer ver.di-Chefin Sandra Goldschmidt am Morgen auf dem Gänsemarkt gab es einen Demonstrationszug zum Gewerkschaftshaus in der Nähe des Hauptbahnhofs. "Wir sind zufrieden mit der Beteiligung", sagte ver.di-Fachbereichsleiterin Hilke Stein. "In jeder Tarifrunde ist es das gleiche Spiel: Die Arbeitgeber lehnen unsere berechtigte Forderung nach einer spürbaren Gehaltserhöhung rigoros ab", klagte die Kita-Expertin der Gewerkschaft GEW, Sabine Lafrentz. Das sei ein Hohn. "Wieder einmal zeigen wir mit Warnstreiks, dass Profis mehr brauchen. Und wenn nötig, streiken wir so lange, bis die Arbeitgeber endlich ein akzeptables Angebot vorlegen!" Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro.

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Demonstrierende beim Kita-Warnstreik in der Innenstadt. © NDR Foto: Isabel Vidos

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Nachrichten | 08.03.2023 | 07:00 Uhr

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