Ein Grund für die humanitäre Krise in Afghanistan sind Trockenheit und Dürre, die zu Lebensmittelknappheit im Land führen. Die Folge: 875.000 Kinder sind laut Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe unterernährt, zudem sind insbesondere Schwangere oder stillende Mütter gefährdet. Insgesamt 20 Millionen Afghaninnen und Afghanen leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit. Außerdem haben die Taliban die Menschenrechte deutlich eingeschränkt: So ist Mädchen der Besuch der Schule nach der sechsten Klasse verboten, Frauen dürfen keine Universitäten mehr besuchen und nicht mehr ohne männliche Begleitung reisen. Viele Mädchen und Frauen verlassen deshalb das Land. So waren im Jahr 2021 unter den afghanischen Geflüchteten laut UNO-Flüchtlingshilfe zu 80 Prozent Frauen. Seit vergangenem Jahr sind insgesamt rund 1,6 Millionen Menschen aus Afghanistan geflohen.
Die Taliban schränken mit strengen Erlassen die Menschenrechte, aber auch die Arbeit von Hilfswerken entschieden ein. So wurden alle Hilfsorganisationen angewiesen, ihren Mitarbeiterinnen zu verbieten, zur Arbeit zu kommen. Dieses Arbeitsverbot sei eine große Herausforderung, berichten mehrere Hilfsorganisationen. Außerdem sei es schwierig, längerfristig zu planen. "Es gibt von den Taliban täglich plötzliche Erlasse, Veränderungen, Regularien, Vorgaben, die aus heiterem Himmel kommen und dann unsere Projektarbeit beeinflussen können", sagt Christina Ihle vom Afghanischen Frauenverein in Hamburg. Hilfsorganisationen müssten fast täglich prüfen, wie die Arbeit weitergehen könne. Zudem ließen die Erlasse viel Raum für Willkür - dies sei vor allem für Mitarbeiterinnen eine große Gefahr.
Trotz der landesweiten Erlasse konnten viele Hilfsorganisationen lokale Ausnahmegenehmigungen aushandeln. So konnten etwa viele Frauen wieder ihre Arbeit in Nichtregierungsorganisationen aufnehmen. Das Besondere an der Arbeit in Afghanistan sei, dass die Hilfsmöglichkeiten "in jeder Provinz anders" seien, so Ihle - "je nachdem, wie die Gesinnung der Provinzverantwortlichen ist und welchem Taliban-Flügel sie angehören". Insgesamt ergeben sich so für Hilfsorganisationen trotz der landesweit strengen Erlasse lokal Möglichkeiten, die Menschen in Afghanistan zu unterstützen. "Wir sehen das tägliche Leid, insbesondere von Kindern und von Frauen. Unser ganz klares Interesse ist es, dieses Leid zu lindern. Deswegen fordern wir auch immer wieder, dass gerade die humanitäre Hilfe weitergeführt werden muss", sagte Mathias Mogge, der Geschäftsführer der Welthungerhilfe, NDR Info.
Viele Hilfswerke haben sich bereits vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan für bessere Bildung, Gesundheitsversorgung und Kinderrechte eingesetzt. Wichtig sei dafür die enge Zusammenarbeit mit Dorfgemeinschaften, sagt Christina Ihle: "Unsere Projekte sind lokal verwurzelt, und die Dorfältesten schützen und stützen sie." Wie andere Hilfsorganisationen auch betreibt der Verein unter anderem eigene Schulen und eine Klinik auf dem Land. Doch seit der Machtübernahme der Taliban hat sich die Arbeit von Hilfsorganisationen verändert. "Im Zuge der sich verschlechternden Lage müssen wir auch mehr humanitäre Hilfe leisten", sagt Sarah Rieper, Regionalmanagerin für Asien von Save the Children. Neben der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit setzen viele Organisationen aktuell vermehrt auf akute Hilfe - wie die Verteilung von Lebensmitteln und Medizin. Mathias Mogge von der Welthungerhilfe ergänzt: "Wir müssen versuchen, auch eigene Anstrengungen der Menschen gerade im landwirtschaftlichen Bereich, in der Produktion zu unterstützen - zum Beispiel durch die Verteilung von landwirtschaftlichen Geräten, Saatgut und Hühnern, um die Aufzucht und Eiweiß-Produktion zu fördern."
Sachspenden sind für viele Hilfsorganisationen, die außerhalb Deutschlands arbeiten, wenig sinnvoll. "Es ist logistisch sehr teuer und kompliziert, Dinge nach Afghanistan zu bringen", sagt Christina Ihle. "Meist so teuer, dass der Transport die Sachspende im Wert übersteigt." Geld kann von Hilfswerken somit oft flexibler und effizienter eingesetzt werden als Sachspenden. Zudem können Geldspenden bei strukturschwachen Ländern wie Afghanistan auch nachhaltig mehr Wirkung entfalten. Hilfsorganisationen wie Save the Children setzen daher darauf, vor Ort die benötigten Waren zu kaufen. "Wir wollen damit auch lokale Märkte und die lokale Wirtschaft unterstützen", sagt Sarah Rieper. Von Sachspenden sehe die Organisation daher grundsätzlich ab.
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) empfiehlt, ungebunden an Hilfsorganisationen zu spenden, denn: Zweckgebundene Spenden engen den Entscheidungsspielraum für Hilfsorganisationen ein und verursachen zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Besonders in Afghanistan seien zweckgebundene Spenden oft schwer umzusetzen, sagt Christina Ihle vom Afghanischen Frauenverein in Hamburg: "Wenn Spenden zweckgebunden sind, hat man als Organisation weniger Flexibilität, wenn etwa ein Spendenzweck wegbricht, zum Beispiel weil ein bestimmtes Projekt aus Sicherheitsgründen schließen muss."
Bei Hilfsorganisationen kann man sich über die konkrete Arbeit und die Verwendung von Spendengeldern informieren - etwa in Jahresberichten und Projektbeschreibungen. Dort sollten auch Gremien namentlich aufgeführt und Finanzen detailliert offengelegt sein. Merkmale für seriöse Hilfsorganisationen können das Spendensiegel und die Spenderberatung des DZI sein oder die Teilnahme an der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. In jedem Fall aber sollten Institutionen in ihrer Arbeit transparent gegenüber der Öffentlichkeit sein. In der Checkliste für sichere Spenden rät das DZI dazu, Organisationen auch nach ihrem öffentlichen Auftritt zu bewerten: Werden in der Werbung provokante oder stark gefühlsbetonte Bilder gezeigt? Erzeugt die Werbung Mitleid und Angst? Seriöse Hilfsorganisationen verzichten laut DZI auf gefühlsbetonte Ansprache. Auch der Deutsche Spendenrat gibt online Tipps zum Erkennen seriöser Angebote.
Die einfachste Möglichkeit sind Geldspenden an Hilfsorganisationen, die in Afghanistan tätig sind oder Partnerorganisationen vor Ort unterstützen - unter anderem: