Zwei Frauen überfallen: 28-Jähriger gesteht vor Gericht
Ein 28 Jahre alter Mann muss sich seit Dienstag vor dem Hamburger Landgericht wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er soll Anfang des Jahres zwei Frauen brutal überfallen haben.
Zum Auftakt des Prozesses legte der Angeklagte ein Geständnis ab. "Es wird erklärt, dass die Tatvorwürfe vollumfänglich eingeräumt werden und er dafür verantwortlich ist", erklärte einer der beiden Verteidiger. Weitere Fragen werde sein Mandant nicht beantworten.
20-Jährige in Neuland vergewaltigt
Bei der ersten Tat war eine 20-Jährige das Opfer, die sich als Au Pair in Hamburg aufhielt. Der Angeklagte soll ihr am Neujahrsabend von der S-Bahnstation Reeperbahn aus gefolgt sein. Am Busbahnhof Harburg habe er sie angesprochen und kurz darauf auf einem Schotterweg im Stadtteil Neuland überfallen. Als die junge Frau sich wehrte, habe er sie zu Boden gebracht, schwer misshandelt und vergewaltigt. Sie habe versucht, sich loszureißen und zu fliehen, doch der 28-Jährige habe sie eingeholt, weiter geschlagen und gedroht, sie umzubringen. Er sei bei der Tat in besonders erniedrigender Weise vorgegangen, erklärte die Staatsanwältin. Die 20-Jährige sagte am Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Zeugin aus. Ihre Anwältin sagte, dass es der jungen Frau wichtig sei, vor Gericht über ihr Erlebnis zu sprechen.
74-Jährige in ihrer Wohnung überfallen
Nur vier Tage später überfiel der 28-Jährige laut Anklage eine 74-Jährige in ihrer Wohnung im Stadtteil Barmbek-Süd. Alkoholisiert und von Cannabis berauscht habe er an ihrer Tür geklingelt. Als die Frau öffnete, habe er sie zu Boden gedrückt, geschlagen und versucht, sie zu vergewaltigen. Als Nachbarn und Nachbarinnen auf die Schreie der 74-Jährigen aufmerksam wurden, sei der Angeklagte geflüchtet. Nach Polizeiangaben soll einer der Nachbarn den Angreifer mit Reizgas vertrieben haben.
Die Beamtinnen und Beamten fanden den 28-Jährigen schließlich auf dem Dachboden des Mehrfamilienhauses und nahmen ihn fest. Dabei habe er erheblichen Widerstand geleistet. Für den Abtransport des Festgenommenen wurde die Feuerwehr zur Unterstützung gerufen.
Beide Frauen erlitten Knochenbrüche
Beide Frauen wurden erheblich verletzt. Die 20-Jährige erlitt nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Nasenbeinbruch, Hämatome und Schürfwunden. Bei der 74-Jährigen wurden Brüche am Kiefer, an der Augenhöhle, dem Nasenbein sowie eines Mittelhandknochens festgestellt. Die Frau lag 19 Tage im Krankenhaus und wurde zweimal operiert.
Dem Angeklagten droht eine Haftzeit mit anschließender Sicherungsverwahrung. Er ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft vorbestraft. Das Amtsgericht Lüneburg hatte ihn Ende Mai 2020 wegen schwerer Brandstiftung zu einem Jahr und zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Zudem bekam er vom Amtsgericht Hannover eine Geldstrafe wegen Diebstahls. Zum Zeitpunkt der nun verhandelten Taten stand er unter Bewährung.
Mann möglicherweise alkoholsüchtig oder psychisch erkrankt
Die Verteidigung deutete an, dass ihr Mandant wegen einer Alkoholabhängigkeit oder einer psychischen Erkrankung vermindert schuldfähig gewesen sein könnte. Allerdings weigerte sich der 28-Jährige, mit einem psychiatrischen Sachverständigen zu sprechen.