Wetter-Forscher: 1,5-Grad-Grenze sehr bald überschritten
Bereits in ein oder zwei Jahren könnten die Ziele des Pariser Klimaabkommens gerissen werden: Schon dann werde die Erderwärmung den kritischen Wert von 1,5 Grad übersteigen. Das geht aus neuen Berechnungen hervor, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf dem Extremwetterkongress vorstellen, der am Mittwoch in Hamburg begonnen hat.
Weltweit sei in diesem Jahr mit Rekordtemperaturen zu rechnen, die aber schon im kommenden Jahr überschritten werden dürften. Waldbrände wie im Sommer rund ums Mittelmeer, Sturzfluten und Überschwemmungen wie vor einigen Wochen in Libyen und in Griechenland: Solche Extremereignisse würden in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, sagte Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst.
Starkregen und Trockenheit auch in Deutschland
In Deutschland seien im Sommer schwerste Gewitter mit Hagel und Starkregen zu erwarten - und dann wieder wochenlange Trockenheit. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland 1881 sei die Durchschnittstemperatur bereits um 1,7 Grad gestiegen. Man könne den globalen menschengemachten Temperaturanstieg nicht mehr aufhalten, nur noch verlangsamen, so das Fazit von Fuchs.
Pariser Abkommen "faktisch gescheitert"
Klimaschutz sei ein Marathonlauf, sagte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Wenn jetzt der CO2-Ausstoß gesenkt würde, dann merke man das an der globalen Temperatur erst in rund 20 Jahren. "Wir müssen uns damit abfinden, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten werden wird. Damit ist das Pariser Rahmenabkommen in diesem Punkt faktisch gescheitert."
Auch 2-Grad-Grenze nur schwer einzuhalten
Das bedeute auch, dass es nur noch mit enormen Anstrengungen möglich sein werde, die Erwärmung unter der 2-Grad-Grenze zu halten. Aktuell sei man eher auf dem Weg in eine 3-Grad-Welt bis zum Ende des Jahrhunderts.
Klimaschutz als "Jahrhundertgeschäft"?
Wettermoderator Sven Plöger forderte einen stärkeren Klimaschutz. Es brauche Ideen, um alle zum Mitmachen zu bewegen. "Der Klimaschutz muss ein Jahrhundertgeschäft in einer auf dem sozialen und ökologischen Auge ertüchtigten Marktwirtschaft ohne Hyperkonsum werden", sagte er. "Hier ist die Politik aufgefordert, die dafür nach wie vor fehlenden Leitplanken endlich zu schaffen."
Bis Freitag treffen sich beim Extremwetterkongress in der Hamburger Hafencity rund 400 Fachleute. Die Veranstaltung wird live im Internet übertragen.