Viele hohe und fehlerhafte Heizkosten-Abrechnungen in Hamburg
Viele Hamburger Heizkosten-Abrechnungen sind aktuell zu hoch. Sie fallen bis zu viermal höher aus als in den Vorjahren - und sind oft auch fehlerhaft. Das teilten der Mieterverein zu Hamburg und der Hamburger Landesverband des Sozialverbands Deutschland (SoVD) am Dienstag mit.
In vielen Abrechnungen seien die Dezemberhilfen nicht berücksichtigt oder andere gesetzliche Vorgaben nicht eingehalten worden, hieß es. Hinzu kämen die "üblichen Abrechnungsfehler", die Hamburgs Mieter-Haushalte nach Schätzung des Mietervereins jährlich mindestens zwölf Millionen Euro kosten. "Unserer Erfahrung nach ist jede zweite Nebenkostenabrechnung fehlerhaft", sagte Rolf Bosse, der Vorsitzende des Mietervereins, dazu. Er empfiehlt einen kostenlosen Heizkosten-Check auf der Internetseite des Vereins.
Viele haben einen Anspruch auf Zuschüsse
Nachzahlungen in vierstelliger Höhe würden auch für Mieterinnen und Mieter mit einem durchschnittlichen Gehalt eine große Belastung darstellen, so Mieterverein und SoVD. Wer die Kosten nicht stemmen könne, könne um Ratenzahlung bitten oder auch auf staatliche Hilfe hoffen. Dazu sollten betroffene Mieterinnen und Mieter direkt bei ihrem zuständigen Amt einen Antrag auf Übernahme der Nachzahlung stellen, sobald die Betriebskostenabrechnung im Briefkasten liege, hieß es. Arbeitnehmerinnen und -nehmer sowie Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger müssten sich dafür an das Jobcenter wenden. Für Rentnerinnen und Rentner sei das Grundsicherungsamt der richtige Ansprechpartner.
Mieterverein kritisiert SAGA für hohe Forderungen
Der Mieterverein nimmt vor allem auch die SAGA ins Visier. Hamburgs städtisches Wohnungsunternehmen habe einen ungünstigen Gas-Vertrag abgeschlossen, der viele Mieterinnen und Mieter zu hohen Nachzahlungen zwinge. Jeder zwölfte Hamburger Mieterhaushalt ist demnach betroffen: insgesamt rund 55.000 Wohnungen. Die SAGA hatte vor dem Ukraine-Krieg einen Vertrag mit den Stadtwerken Flensburg abgeschlossen. Der berechnet den Gaspreis nach dem aktuellen Börsenpreis - und der ist explodiert, so Bosse. Er nennt Nachzahlungen von 400 bis 1.900 Euro, obwohl die SAGA die Vorauszahlungen bereits mehrfach hochgesetzt hatte. "Das sind Beträge, die müssen die Mieterinnen und Mieter irgendwie bezahlen. Das stellt sie vor riesige Herausforderungen - und da erwarte ich, dass die SAGA auch unterstützt."
Die SAGA hat bereits erste Mieterinnen und Mieter verklagt, die nicht zahlten, dann aber doch eingelenkt. Bosse glaubt aber nicht, dass die städtische Wohnungsgesellschaft allen Mietparteien entgegenkommt.
Sozialverband fordert mehr Beratung für Betroffene
Der SoVD-Landesvorsitzende Klaus Wicher forderte mehr Unterstützung und Beratung für Betroffene. Die zuständigen Ämter bräuchten demnach mehr Personal, um Anträge zügig bearbeiten zu können. Außerdem müsse der Härtefallfonds für Mieterinnen und Mieter, denen eine Gas- oder Stromsperre droht, aufgestockt werden, forderte er.