Unfallstatistik: 28 Verkehrstote in Hamburg in 2023
In Hamburg hat es im vergangenen Jahr wieder mehr Verkehrsunfälle gegeben. Dabei sind aber weniger Menschen verletzt worden als im Jahr davor. Das geht aus der aktuellen Verkehrsunfallstatistik hervor, die Innensenator Andy Grote (SPD) zusammen mit der Polizeiführung am Dienstag vorgestellt hat.
Etwa 63.500 Verkehrsunfälle zählt die neue Statistik der Polizei für das vergangene Jahr. Mehr als 2022, aber noch immer deutlich weniger als vor der Corona-Pandemie. Das Risiko, auf Hamburgs Straßen zu verunglücken, liege auf einem historisch niedrigen Niveau - sofern man die Corona-Jahre 2020 und 2021 außen vor lasse, so Grote. Je 100.000 Einwohner oder Einwohnerinnen seien im vergangenen Jahr 492 Menschen verunglückt. 2022 waren es noch 504 gewesen.
Zu wenig Abstand, zu hohe Geschwindigkeit
Der Großteil der Unfälle - nämlich 88 Prozent - geht auf den Autoverkehr zurück: fast 56.000 Fälle. In 92 Prozent dieser Fälle blieb es bei Sachschäden. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge stieg im vergangenen Jahr aber auch um 1,33 Prozent auf über 950.000 Autos. "Der Pkw bleibt Fortbewegungsmittel Nummer eins im öffentlichen Raum", sagte Polizeipräsident Falk Schnabel. Wichtigste Unfallursache beim Autoverkehr bleiben zu wenig Abstand und zu hohe Geschwindigkeit. Allerdings beobachtet die Polizei, dass insgesamt weniger gerast wird und sieht das als Erfolg ihrer Kontrollen. Gesunken ist auch die Zahl der Menschen, die auf den Straßen verletzt wurden, die Zahl der Schwerverletzten sank um 14,5 Prozent.
28 Verkehrstote auf Hamburgs Straßen
Insgesamt sind im vergangenen Jahr 28 Menschen im Hamburger Straßenverkehr gestorben. Darunter waren auch zwei Kinder, die beim Überqueren einer Straße in der Hafencity beziehungsweise in Bergedorf jeweils von einem Bus erfasst wurden, sagte Enno Treumann, der Leiter der Verkehrsdirektion. Allein neun der getöteten Menschen waren Radfahrer oder Radfahrerinnen und fünf von ihnen kamen bei Unfällen mit Lkw ohne Abbiegeassistent ums Leben. Diese Technik ist ab Juli für alle Neuzulassungen Pflicht. Insgesamt gab es aber 15 Prozent weniger Fahrradunfälle, als im Jahr davor.
Außerdem kamen neun Fußgänger oder Fußgängerinnen ums Leben. In sieben Fällen hatten die Betroffenen die Fahrbahn unachtsam betreten, in zwei Fällen sogar trotz einer roten Ampel.
Alkohol im Straßenverkehr ist ein Problem
Auch die Zahl der Unfälle mit E-Scootern sank um 15 Prozent, wobei meist die Fahrer oder Fahrerinnen selbst den Unfall verursachten - häufig unter dem Einfluss von Alkohol. Und Alkohol bleibt auch weiter ein großes Problem im Straßenverkehr: Bei knapp 900 Unfällen waren Fahrer oder Fahrerin betrunken. Im Vergleich zu 2019 nahmen die Unfälle unter Alkoholeinfluss um 16,7 Prozent zu, im Vergleich zu 2022 aber um 10,8 Prozent ab.
Kritik: Fehlender Grenzwert für Cannabis-Konsum
Bei 200 Unfällen waren andere Drogen im Spiel, somit gab es hier ein Plus von 5,9 Prozent im Vergleich zu 2019 und ein Minus von 3,9 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Polizei fürchtet allerdings, dass Cannabis mit der geplanten Legalisierung noch dazukommen könnte. Grote kritisierte, dass im Gesetzentwurf der Ampel-Koalition ein Grenzwert für den Cannabis-Wirkstoff THC fehlt. Nur in der Rechtsprechung gebe es eine Festlegung von 0,1 Nanogramm auf einen Milliliter Blut.
Linke fordert Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit
Für die Hamburger CDU zeigt die neue Verkehrssicherheitsbilanz eine besorgniserregende Entwicklung. "Die Verdreifachung der getöteten Fahrradfahrer und der überproportionale Anstieg der Unfälle mit Kindern um zehn Prozent sind alarmierende Indikatoren für die Notwendigkeit einer verbesserten Verkehrserziehung", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Richard Seelmaecker. Heike Sudmann von der Linksfraktion bekräftigte die Forderung nach Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit und warf dem Senat vor, eine entsprechende Initiative im Bundesrat zu blockieren.