Undurchsichtige Geschäfte mit Windparks
Um das Jahr 2000 herrschte in der Windkraftbranche Goldgräberstimmung. Der Staat schuf das sogenannte Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es versprach für jede Kilowattstunde erzeugten Windstrom eine feste Vergütung. Im Grunde bedeutete das: Wer ein Windrad aufstellt, verdient in jedem Fall Geld damit. Auch Unternehmen wie "Plambeck Neue Energien" (heute PNE Wind AG) aus Cuxhaven planten und bauten damals Windparks, um sie dann an Anleger zu verkaufen. Aus deren Sicht ein gutes Geschäft: Eine solide Rendite verbunden mit gutem Gewissen. Das dachte sich auch Burkhard Meier, als ihm seine Sparkasse in Lemgo für 20.000 Euro Anteile an einem Plambeck-Windpark in der Nähe von Uelzen verkaufte.
Mittlerweile muss Burkhard Meier sich Sorgen um das gesamtes Geld machen, denn der Windpark Gerdau-Schwienau ist insolvenzgefährdet. Die Sparkasse Lemgo möchte heute nicht mehr über den Fall sprechen. Als Grund nennt das Institut das "Bankgeheimnis". Burkhard Meier ist wütend: "Das ist eine riesige Lücke in meiner Altersvorsorge".
Die PNE Wind Betriebsführungs GmbH, eine Tochtergesellschaft des Konzerns, führt die Geschäfte des Windparks. Für dessen "schwierige wirtschaftliche Situation" macht das Unternehmen Windgutachten verantwortlich. Daraus ginge hervor, dass vor Ort eigentlich viel mehr Wind wehen müsste als tatsächlich festgestellt. Außerdem hätten die Windkraftanlagen "technische Schwachpunkte", was zu "hohen Ausfallzeiten und Reparaturaufwendungen" führe.
30 Prozent Aufschlag auf Reparaturrechnungen
Doch der Windpark Gerdau-Schwienau ist nicht der einzige PNE Windpark, der die Erwartungen der Anleger enttäuscht hat. Christian Herz leitet zwei Parks, die früher von der Tochterfirma von PNE Wind verwaltet wurden. Als das Unternehmen noch die Windparks führte, wurde beispielsweise auf Reparaturrechnungen bis zu 30 Prozent aufgeschlagen, zugunsten der PNE Wind Betriebsführungs GmbH. Doch Herz ging mit Erfolg juristisch gegen diese sogenannten "Handlingsaufschläge" vor und erwirkte Rückzahlungen.
Juristisch erfolgreich war auch Anlegervertreter Martin Hundhausen. Seine Frau ist an einem PNE-Windpark in Sachsen-Anhalt beteiligt. Vor dem Landgericht Stade erstritt er im vergangenen Oktober die Rückzahlung von sogenannten "Managementvergütungen", die in mehreren Jahren überhöht gewesen sind. Allerdings ist dieses Urteil noch nicht rechtskräftig. PNE Wind verweist darauf, dass diese Vergütungen "keinesfalls unberechtigt" erhoben worden wären und man auch die Erhebung von Handlingsaufschläge "nachwievor (sic!) für richtig" halte. Diese würden nun allerdings nicht mehr erhoben, weil dies "gerichtlich gerügt" worden ist.
"Problem mit der Geschäftsführung"
Auch beim Windpark Staßfurt in Sachsen-Anhalt werden die Geschäfte von Anfang an aus der PNE Wind-Zentrale in Cuxhaven geregelt. Für Anlegervertreter Martin Hundhausen steht allerdings fest: "Wir haben ein großes Problem mit der Geschäftsführung." Hundhausen hat den Eindruck, dass dort die Interessen der Anleger nicht im Mittelpunkt stehen. Er versucht die Geschäftsführung auszuwechseln. Das ist nur mit einer Abwahl durch die Anleger möglich. Doch er scheitert, weil die PNE Wind Betriebsführungs GmbH sich vertraglich über sogenannte "Mehrstimmen" fast 25 Prozent der Stimmrechte gesicherte hatte. Dabei besitzt das Unternehmen keine Anteile am Windpark. "Das ist faktisch ganz klar ein Vetorecht gegen Änderungen des Gesellschaftsvertrages", meint Hundhausen. Die Mehrstimmen sind rechtlich umstritten. PNE Wind setzt allerdings auch in Zukunft auf dieses Prinzip.
Christan Herz sieht auch bei vielen anderen kommerziellen Windparkprojekten, dass Anleger nicht das bekommen, was ihnen in Aussicht gestellt wurde. Herz war auch viele Jahre Mitglied des Anlegerbeirats beim Bundesverband WindEnergie (BWE). "Mir liegen hunderte Geschäftsberichte von kommerziellen Windparks vor. Auf Basis dieser Dokumente lässt sich nachweisen, dass die große Mehrheit dieser Windparkgesellschaften unter der Prognose der Prospekte laufen und teilweise sogar die Einlage der Anleger gefährdet ist. Das heißt, die versprochene Rendite wird nicht erreicht oder es wird sogar das Eigenkapital aufgezehrt. Diese Aussage bezieht sich auf Windparks, die von Aktiengesellschaften und großen Emissionshäusern in der Zeit ab 1998 geplant, gebaut und an Anleger verkauft wurden. Ab diesem Zeitpunkt wurde in großem Stil Windkraftanlagen der 1 - 2 Megawattklasse installiert. Der schlechte wirtschaftliche Verlauf für die Anleger hat seine Ursache aber nicht nur im zu geringen Windaufkommen, sondern maßgeblich auch in den zu teuren Projekten und den zu hohen Gewinnen der Banken, der Projektierer und der Emissionshäuser."
Und genau in so ein Projekt hat Burkhard Meier investiert. Für Ihn eine bittere Entwicklung. Er habe doch extra keinen Aktienfonds gekauft: "Mit einem Totalausfall habe ich nicht gerechnet. Nicht bei dieser Anlage."