Studierende in Hamburg: Zentraler Wohnraum dringend gesucht
Etwa 2.850 Bewerbungen auf einen Platz im Studierendenwohnheim: So war die Situation kurz vor Beginn des Wintersemesters in Hamburg. Nun laufen die Vorlesungen seit zwei Wochen. Und noch immer haben viele Studierende keine passende Bleibe gefunden.
10.000 neue Studierende zählt Hamburg zum Wintersemester. Doch statt sich auf die Vorlesungen zu konzentrieren, suchen viele noch nach passendem Wohnraum. Wie die 19-jährige Luisa, die vom Bodensee nach Hamburg gekommen ist. "Ich bin vor zwei Wochen hierher gezogen. Aber nicht in mein eigenes Zimmer, sondern zu Bekannten, weil ich nichts für den Oktober gefunden habe. Und jetzt suche ich etwas für November oder Dezember." Maximal 450 Euro kann Luisa ausgeben.
WG-Zimmer kostet im Schnitt 620 Euro
Allerdings sind die Kosten für ein durchschnittliches WG-Zimmer in Hamburg inzwischen auf 620 Euro gestiegen. Auch weil immer mehr private Investoren den Markt für sich entdecken. So wurden erst vergangene Woche neue Studierenden-Apartments in Hammerbrook bezugsfertig: 22 Quadratmeter, Neubau, voll möbliert - für 980 Euro warm. Benjamin Röber-Rathay von der Firma International Campus sagt dazu: "Für die internationalen Studierenden ist es so, dass sie diese Preise gewohnt sind." Bei den nationalen Studierende habe sich die Lage seit der Umstellung auf Bachelor/Master verbessert. Dies gelte besonders, wenn die Studierenden nach dem Bachelor-Abschluss Nebenjobs fänden. Aber es sei schon so, dass sich seine Firma mit ihrem Angebot an Studierende aus der Mittelschicht oder oberen Mittelschicht richte.
Studierendenwerk plant Neubau
Die Pauschale für die Wohnkosten im Bafög-Satz wurde um 20 Euro erhöht, auf jetzt 380 Euro. Zu wenig, kritisiert das Studierendenwerk Hamburg. Das Bafög hinke der Preisentwicklung im Mietmarkt hinterher. "Die Mietausgaben sind stark gestiegen und weiterhin der größte Ausgabenposten bei Studierenden", sagt Sven Lorenz vom Studierendenwerk Hamburg. Das Studierendenwerk Hamburg plante mit Unterstützung der Stadt bis 2030 durch Neubau sowie Nachverdichtung, 2.000 zusätzliche, bezahlbare Wohnplätze zu schaffen.
ASta ruft zur Demo auf
Das dauert der Studierendenvertretung Allgemeiner Studierendenausschuss (ASta) zu lang. Die Studierenden planen für kommenden Freitag ab 15 Uhr eine Demo unter dem Motto "Wir wollen wohnen" von der Staatsbibliothek zum Rathaus. Dabei geht es ihnen nicht nur um mehr, sondern auch um zentralen Wohnraum. Clemens Schlage vom ASta Hamburg sagt dazu, er habe kürzlich bei einer Veranstaltung mit Tausend Erstsemestern festgestellt, dass fast alle eine Stunde oder mehr Fahrzeit zur Universität hätten.
Das ist auch für Luisa ein wichtiges Thema. Denn die meisten ihrer Besichtigungen fanden bisher in Bergedorf statt - 26 Kilometer von der Uni entfernt.