Der Hamburger Reeder Bertram Rickmers sitzt an einem Tisch. (Archivfoto) © picture alliance / Daniel Reinhardt/dpa
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AUDIO: Anzeige gegen Promi-Reeder Rickmers (1 Min)

Strafanzeige gegen den Hamburger Reeder Bertram Rickmers

Stand: 05.04.2023 18:00 Uhr

Ein geschädigter Anleger hat Strafanzeige gegen den Hamburger Reeder Bertram Rickmers gestellt. Er wirft Rickmers vor, die Gläubiger um 36,5 Millionen Euro geprellt zu haben.

von Nils Naber, Benedikt Strunz (NDR)

Das juristische Tauziehen um die Milliardenpleite der Rickmers Holding AG geht in eine neue Runde. Nach Informationen des NDR hat ein geschädigter Anleger bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Strafanzeige gegen den Hamburger Reeder Bertram Rickmers gestellt. Rickmers, so argumentieren die Anwälte des Gläubigers, habe 2015 zu Unrecht eine Steuerentnahme in Höhe von 36,5 Millionen Euro aus der Reederei Holding veranlasst. Rickmers habe sich somit der Untreue und des Betrugs schuldig gemacht, heißt es in der Anzeige. Auf Anfrage des NDR, wies ein Sprecher von Bertram Rickmers alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Die Rickmers Holding musste im Zuge der weltweiten Schifffahrtskrise 2017 Insolvenz anmelden. Seither versuchen zahlreiche Gläubiger das Geld zurückzubekommen, das sie damals in die Reederei investiert hatten.

Hamburger Investor steht hinter der Anzeige

Hinter der Anzeige steht der Hamburger Investor Rainer Manthey. Dessen Anwälte beziehen sich in der Anzeige auf einen Vorgang aus dem Jahr 2015. Damals, so die Argumentation, habe Rickmers als alleiniger Gesellschafter 36,5 Millionen Euro aus der Holding entnommen, um damit Steuerschulden zu begleichen. In der Anzeige, die der NDR einsehen konnte, heißt es, Rickmers habe mit seinem Vorgehen unter anderem gegen den Gesellschaftsvertrag der Rickmers Holding verstoßen. Denn dieser habe es Rickmers lediglich gestattet, Kapital aus der Gesellschaft zur Begleichung von Steuerschulden zu entnehmen, wenn diese im Zusammenhang mit dessen Beteiligung an der Gesellschaft stünden. Diese Voraussetzungen seien 2015 nicht gegeben gewesen.

Rickmers bestätigt Steuerentnahme

Der Anzeigenerstatter Rainer Manthey hält nach eigenen Angaben Anleihen der Rickmers Holding AG im Nennwert von mehr als 58 Millionen Euro. Manthey sagte dem NDR, das Ziel der Anzeige sei es, "Handlungen von Bertram Rickmers, die ich für betrügerisch erachte, von kompetenter Seite, d.h. der Staatsanwaltschaft untersuchen zu lassen." Rickmers selbst bestreitet die Vorwürfe. Auf Nachfrage bestätigte ein Rickmers-Sprecher die Steuerentnahme, erklärte aber, diese sei durch den Gesellschaftsvertrag gedeckt gewesen und transparent erfolgt. So habe man damals alle relevanten Gruppen, darunter insbesondere auch die Banken, vorab informiert. Zudem kannten mehrere "Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (...) die Steuerzahlungen und beanstandeten Sie zu keinem Zeitpunkt."

Gläubigerforderungen von 1,1 Milliarden Euro

Die Rickmers Holding hatte sich ihre Schiffe durch Anleger finanzieren lassen. Dies war vor der Schifffahrtskrise ein gewöhnlicher Vorgang. Insgesamt investierten Anleger ab 2013 275 Millionen Euro. Die Reederei hatte ihnen Zinsen in Höhe von 8,85 Prozent versprochen. Im Zuge der Schifffahrtskrise konnte Rickmers, wie viele andere Reedereien auch, die eigenen Schiffe immer schlechter vermieten und letztlich die Forderungen der Anleger nicht mehr bedienen. Nach Angaben des Insolvenzgerichts Hamburg haben Rickmers-Gläubiger Forderungen in Höhe von mehr als 1,1 Milliarden Euro angemeldet.

Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass das Gericht in dem Fall einen Sondersachverständigen berufen hat. Der soll prüfen, ob die Nachfolgerin der HSH Nordbank, die Hamburg Commercial Bank, für die Ansprüche der Rickmers-Gläubiger haftet. Die HSH Nordbank hatte seinerzeit eine weitere Finanzierung der Reederei abgelehnt. Ein Sprecher von Rickmers erklärte dazu, dass die HSH Nordbank insofern "die alleinige Verantwortung für die Insolvenz der Rickmers Holding" trage. Eine Sprecherin der Bank ließ eine Anfrage des NDR unbeantwortet und verwies auf das Bankgeheimnis und auf bestehende Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse.

Bertram Rickmers ist weiterhin als Reeder aktiv. Wenige Jahre nach der Pleite orderte Rickmers' neues Unternehmen, die Asian Spirit Steamship Company (ASSC) neue Schiffe. Das Unternehmen mit Sitz an der Außenalster verfügt heute, nach eigenen Angaben, über insgesamt elf Schiffe, der Großteil davon sind so genannte Feeder-Schiffe.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 05.04.2023 | 19:00 Uhr

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