Porträt: Der erste Transmann in der Bürgerschaft
Adrian Hector (Grüne) ist der erste Transmann in der Hamburgischen Bürgerschaft. Er setzt sich dafür ein, dass es Transmenschen leichter haben.
Aufregende Wochen liegen hinter Hector. Für die Grünen ist er jetzt Abgeordneter in der Bürgerschaft und regelmäßig im Rathaus. Auf das Mandat hat der Software-Entwickler viele Jahre hingearbeitet. "Ich merke, dass allein meine Präsenz wirklich etwas verändert."
Mit dem falschen Geschlecht geboren
Denn Adrian Hector ist ein Transmann, der erste in der Bürgerschaft. Bei der Geburt sei ihm das weibliche Geschlecht zugewiesen worden, für ihn das falsche, erzählt er. "Am Anfang war das glaube ich gar nicht so vielen Leuten bewusst. Also meiner Fraktion natürlich, und ich glaube, der Schalter umgefallen ist dann erst, als ich das in meiner ersten Rede auch wirklich angesprochen hab." Das war im November. In seiner Fraktion ist der promovierte Physiker Sprecher für geschlechtliche Vielfalt.
Keine psychische Krankheit
"Ein Leben in Würde und Respekt sollte für alle Menschen selbstverständlich sein. Für transgeschlechtliche Menschen wie mich ist es das leider nicht", sagt Hector. Deshalb hat er 2019 angefangen, sich in der Bezirksversammlung Altona politisch zu engagieren. Vor allem wegen der Erfahrungen bei seiner eigenen Transition, also der gesellschaftlichen und körperlichen Geschlechtsanpassung. Für Betroffene ist das oft ein langwieriger Prozess: "Das Hauptproblem ist, dass ich momentan, um die medizinische Behandlung zu bekommen, eine Therapie vorweisen muss. Und das ist Quatsch, weil transgeschlechtlich zu sein, ist halt keine psychische Krankheit, sondern es geht darum, dass ein paar körperliche Anpassungen gemacht werden sollen."
Hoffen auf das neue Selbstbestimmungsgesetz
Auch um den Namen und den Geschlechtseintrag im Personenstandsregister zu ändern, braucht es derzeit zwei psychiatrische Gutachten, bis ein Gericht darüber entscheidet. Hector hofft auf Bundesebene auf das neue Selbstbestimmungsgesetz. Damit würde für die Änderungen dann eine einfache Erklärung beim Standesamt ausreichen. In Hamburg will er das Leben für Inter- und Transmenschen durch verschiedene Projekte verbessern und freut sich über einen ersten Erfolg.
Mehr Beratung für Transpersonen
"Es gibt einen ganz großen Bedarf von Transpersonen in diesem diskriminierenden Gesetzeswirrwarr, in dieser diskriminierenden Gesundheitssituation, Beratung zu bekommen", sagt Hector. Er habe es geschafft, im Haushaltsantrag durchzusetzen, dass Transpersonen mehr Geld bekommen. "Weil das so wichtig ist, dass Transpersonen gerade am Anfang dieser Transition die Zeit und die Möglichkeit haben, ein- bis dreimal in einer Eins-zu-Eins-Beratungssituation darüber zu sprechen." Einen ganzen Stapel weiterer Antragsideen habe er noch im Kopf. Bis zum Ende der Legislatur bleiben noch mehr als zwei Jahre Zeit, sie umzusetzen.