Personalmangel: Hamburg will Fachkraftquote in Pflegeheimen senken
Mindestens jede zweite Arbeitskraft in einem Hamburger Pflegeheim muss bislang eine Fachkraft sein. Nach Informationen von NDR 90,3 und dem "Hamburger Abendblatt" will der Senat diese Fachkraftquote absenken.
Es fehlen die Fachkräfte - trotz inzwischen deutlich steigender Löhne. Und das bedeutet für die Betreiberinnen und Betreiber von Pflegeheimen bislang: Wenn sie unter eine Quote von 50 Prozent an Pflegekräften kommen, müssen sie Kapazitäten abbauen. Und das hat schwerwiegende Konsequenzen: Von den Pflegekassen bekommen sie weniger Geld und rutschen in die roten Zahlen. Und die Heimplätze fehlen für Pflegebedürftige. Rund 1.300 Plätze in Hamburger Pflegeheimen sind nach Auskunft der Diakonie gerade nicht belegt. Zumindest ein Teil dieser Sperrungen geht auf die Probleme mit der Fachkraftquote zurück. Fachleute fordern deshalb seit Langem, diese Regelung zu reformieren und flexibler zu gestalten.
Bundesweites Problem
Stefan Rehm, Vorstand der Diakonie Hamburg, begrüßte deshalb die entsprechenden Signale aus der Behörde - das sei ein Schritt in die richtige Richtung. Die Sozialbehörde selbst betonte, dass die Überlegungen noch nicht abgeschlossen sind. Fachleute haben aber kaum Zweifel, dass eine Entscheidung in den kommenden Monaten fällt. Das Problem gibt es bundesweit - überall wird deshalb darüber geredet, dass Heime auch mit weniger Fachkräften arbeiten dürfen.
Gewerkschaft ver.di gegen Änderung
Die Gewerkschaft ver.di sprach sich gegen die geplante Änderung aus. Die Hamburger Landesbezirksleiterin Sandra Goldschmidt sagte am Dienstag: "Wir lehnen diesen Vorstoß vehement ab." Schon jetzt sei die Fachkraftquote real bei nur 40 Prozent. Die Stadt solle sich auf die Ausbildung von Fachkräften konzentrieren, statt die Standards für pflegebedürftige alte Menschen zu senken. Wenn Pflegeheimbetreiber nicht genug Fachkräfte finden, könnte das auch an den Arbeitsbedingungen liegen, ergänzte sie.