Organspende-Tattoo: Auch in Hamburg jetzt häufiger zu sehen
Organspenden retten Leben, es gibt aber viel zu wenige, um den Bedarf in Deutschland zu decken. Tattoos sollen jetzt an das Thema erinnern - und werden auch in Hamburg jetzt häufiger gestochen.
Bei dem Tattoo, das sich Yasemin Freytag auf den Unterarm stechen lässt, geht's nicht in erster Linie um den optischen Aspekt, sondern um Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema: Organspende. "Ich bin Organspenderin seit Ewigkeiten. Aber ich habe das Gefühl, es gibt gar kein Bewusstsein mehr in der Gesellschaft dafür." Ihr Tattoo könne anregen, darüber ins Gespräch zu kommen.
"Warum nicht ein Tattoo?"
Die Idee, das Thema Organspende über ein ein eintätowiertes Zeichen sichtbarer zu machen, hatten die "Jungen Helden" - ein gemeinnütziger Verein, der sich für Organspende stark macht. Sprecherin Anna Barbara Sum sagte dem NDR Hamburg Journal: "Als vor drei Jahren die Widerspruchsregelung im Bundestag abgelehnt wurde, haben wir gedacht: Wir brauchen einen Weg, wie wir eine positive Grundhaltung in der Bevölkerung anders kanalisieren können für das Thema Organspende. Und deswegen haben wir gedacht: Warum nicht ein Tattoo?"
Organspende-Tattoo kostenlos als Zusatz-Tattoo
Ob klassisch, bunt oder mit Schnörkeln: Wie genau das Organspende-Tattoo am Ende aussieht, ist jedem selbst überlassen. Das Tattoo wird von einigen Studios kostenlos angeboten, wenn dazu noch ein anderes gestochen wird. Eine große Nachfrage gibt es zum Beispiel beim "Sweet Baby Sunshine" in der Hamburger Innenstadt. Sechs weitere Studios machen in der Hansestadt bereits mit. Bundesweit sind es mehr als 200.
UKE-Mediziner lobt die Aktion
Dass Deutschland immer noch europäisches Schlusslicht bei den Organspenden ist, beklagt man auch am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Intensivmediziner Stefan Kluge fragt sich: "Warum sind die Spanier fünfmal so gut, was die Zahl der Organspenden angeht? Wir haben hier einfach strukturelle Defizite, und wir haben aber auch ein gesellschaftliches Problem." Die Tattoo-Aktion könne helfen, die Menschen hellhörig zu machen. "Das wollen wir natürlich erreichen, weil wir so ins Gespräch kommen", meint der UKE-Mediziner.
Ein Tattoo reicht nicht, um Spender zu werden
Für die Willensbekundung zur Organspende brauche es allerdings mehr als ein Tattoo: Dafür sei eine Unterschrift nötig, sagte Kluge. "Rein rechtlich reicht ein Tattoo nicht. Wir müssen ja immer den aktuellen Willen überprüfen. Und wenn es da Zweifel gibt, dann wird auch keine Organspende durchgeführt."
In Deutschland dürfen Organe nur mit der ausdrücklichen Einwilligung der Spenderin oder des Spenders entnommen werden. Mit einem formlosen Schreiben oder einem Eintrag in der Patientenverfügung kann man seine Spendenbereitschaft erklären. Eine einfache Möglichkeit ist auch ein Organspendeausweis, der ins Portemonnaie passt und im Notfall schnell Klarheit schafft, ob man Organspenderin oder -spender ist.