Obdachlose in Hamburg: Was Bürger tun können und wann Hilfe nötig ist
In Hamburg sind mehr als 32.000 Menschen wohnungslos. Wie man Obdachlose unterstützen kann ist ein sensibles Thema. Hier finden Sie Informationen dazu, wie und wo man helfen kann.
Wer Obdachlosen helfen möchte, steht häufig vor vielen Fragen: Soll man Geld geben oder lieber Lebensmittel kaufen? Wann sollte man Hilfe rufen? Und wie kann man auf respektvolle Weise mit betroffenen Menschen in Kontakt treten? Das Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" und die Caritas geben dazu folgende Empfehlungen.
Geld für Obdachlose oder Lebensmittel spenden?
Es ist wichtig, den direkten Dialog zu suchen und die Menschen zu fragen, was sie wirklich benötigen. Wer helfen möchte, sollte bereit sein, auch Geld zu geben, damit die betroffene Person das kaufen kann, was sie wirklich braucht. Manchmal machen Sachspenden wie Brötchen keinen Sinn, da viele Obdachlose aufgrund schlechter Zahngesundheit feste Nahrung schwer essen können. Daher ist es besser, gezielt nachzufragen, was gebraucht wird, bevor man Sachspenden gibt.
Wann ist es sinnvoll, Hilfe zu rufen?
Hilfe zu rufen ist immer sinnvoll, wenn eine Obdachlose oder ein Obdachloser darum bittet oder man den Eindruck hat, dass Unterstützung notwendig ist. Niemand muss befürchten, auf den Kosten für den Einsatz sitzen zu bleiben. Besonders wichtig ist es, beharrlich zu bleiben, falls eine Situation akute Hilfe erfordert, die betroffene Person diese jedoch ablehnt. Auch wenn man regelmäßig eine Person sieht, deren Zustand sich verschlechtert, kann man eine der sieben bezirklichen Beratungsstellen für Obdachlose in Hamburg kontaktieren. Dort gibt es Straßensozialarbeiterinnenn und -arbeiter, die die Lage vor Ort begutachten können.
Kältebus in Hamburg: Wann sollte man ihn verständigen?
Der Kältebus in Hamburg ist von 1. November bis 30. April im Einsatz und fährt von 19 bis 24 Uhr. An Bord sind immer zwei Ehrenamtliche, die auch Rollstühle transportieren können. Der Kältebus sollte gerufen werden, wenn man jemanden sieht, der offensichtlich schlecht ausgestattet ist, beispielsweise ohne warme Kleidung oder Schlafsack, und möglicherweise desorientiert wirkt. Der Kältebus ist eine wichtige Hilfe, solange die betroffene Person keinen medizinischen Notfall hat, der einen Krankenwagen erfordert.
Wie kann man Hilfe auf eine respektvolle Weise anbieten?
Respektvolle Hilfe beginnt mit dem direkten Gespräch. Es ist ratsam, das Gespräch auf Augenhöhe zu führen, und das kann in vielen Fällen das höfliche "Sie" sein. Empathie ist der Schlüssel: Man sollte nicht abwertend auftreten und die Menschen ernst nehmen. Zuhören und auf die Wünsche und Bedürfnisse eingehen schafft eine vertrauensvolle Basis, die viel zur Würde der Betroffenen beiträgt.
Was und wo kann man sinnvoll spenden?
Es gibt in Hamburg verschiedene Einrichtungen, die gezielt Sachspenden sammeln. Hanseatic Help und andere Organisationen nehmen Kleidung, Schlafsäcke und Hygieneartikel entgegen, die direkt an bedürftige Menschen weitergegeben werden. Vor allem saisonale Artikel wie warme Kleidung im Winter oder Hygieneprodukte werden häufig benötigt. Es ist sinnvoll, vorher anzurufen und zu fragen, was gerade benötigt wird, um passgenau zu helfen.
Gibt es organisierte Bettlerbanden?
Für eine sogenannte Bettelmafia gibt es in Deutschland laut Caritas keine polizeilichen Belege. Viele Menschen, etwa aus Südosteuropa, kommen nach Deutschland, um Armut und Ausweglosigkeit in ihrem Heimatland zu entkommen. Ihre starke Familien- und Gruppensolidarität führt dazu, dass sie sich gemeinsam auf die Reise machen, gemeinsam wohnen und gemeinsam betteln.
Welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten?
Hamburg bietet viele Möglichkeiten für freiwilliges Engagement. Über die Freiwilligenbörse und zahlreiche Hilfseinrichtungen in der Stadt können sich Interessierte informieren, wo Unterstützung gebraucht wird. Die Nachfrage nach ehrenamtlicher Hilfe ist hoch, und gerade die Organisationen, die mit Obdachlosen arbeiten, freuen sich über jede Unterstützung. Mehr Informationen und Angebote gibt es auf der offiziellen Website der Stadt Hamburg zum Thema Obdachlosenhilfe.
Ob als Einzelperson oder durch ehrenamtliches Engagement - es gibt viele Wege, obdachlosen Menschen in Hamburg zu helfen. Entscheidend ist, dass man mit Offenheit und Respekt aufeinander zugeht und Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht alleine lässt.
Das NDR Landesfunkhaus Hamburg macht in Kooperation mit dem Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" vom 4. November bis 9. November die Themenwoche "Hamburg schaut nicht weg - immer mehr Elend auf unseren Straßen", um Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die sonst am Rande der Gesellschaft stehen.