Kritik an neuer HVV-App für Fahrgäste mit Seheinschränkungen
Die neue App "hvv Custom" soll blinden und sehbehinderten Menschen beim Fahren mit Bus und Bahn in Hamburg unterstützen. Doch jetzt ist ein heftiger Streit darüber entbrannt. Im Kern geht es dabei um die Frage, was die App tatsächlich taugt.
Wer kaum noch sehen kann oder blind ist, der braucht besondere Apps für sein Smartphone. Hilfreich sind automatische Screenreader, die einem vorlesen, was auf dem Bildschirm angezeigt wird. Beispielsweise, wann der nächste Bus kommt. Drei Jahre lang haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) eine solche App im Auftrag des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) entwickelt. Und sie sind davon überzeugt, dass sie gut geworden ist - auch weil von Anfang an blinde und sehbehinderte Menschen bei der Entwicklung dabei gewesen seien.
Blindenverein: Die neue App kann zu wenig
Dem widerspricht aber der Hamburger Blinden- und Sehbehindertenverein energisch. Die App "hvv Custom" sei kein Durchbruch für barrierefreie Mobilität. Sie bleibe weit hinter den Erwartungen zurück, schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. Beispielsweise, weil die App nicht anzeigen könne, in wieviel Minuten genau der nächste Bus oder die Bahn komme.
Gut hörbare Informationen an Haltestellen gefordert
Außerdem reiche eine App nicht aus, um etwas für blinde und sehbehinderte Menschen zu tun, so der Verein. Er pocht auf gut hörbare Fahrgastinformationen an den Haltestellen. Wie genau der Streit gelöst werden kann, scheint noch völlig offen zu sein - genauso wie die Frage, warum er in kurzer Zeit so heftig wurde.
Die am Montag vorgestellte App kostete in der Entwicklung insgesamt 1,8 Millionen Euro. Sie richtet sich auch an gehörlose oder gehörgeschädigte Fahrgäste. Schätzungen soll sie für mehrere Zehntausend Menschen in Hamburg eine Hilfe sein.
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