Stand: 26.08.2014 17:43 Uhr

Krankenhaus Altona: Patienten gefährdet?

von Kaveh Kooroshy, Dörte Petsch & Brid Roesner

Ärzte und Pfleger im Hamburger Krankenhaus Altona warnen, dass sie nicht mehr für die Patientensicherheit in der zentralen Notaufnahme garantieren können. Das geht aus internen Gefährdungsanzeigen hervor, die Panorama 3 vorliegen. Die Belegschaft beklagt darin eine regelmäßige Überlastung in der Notaufnahme.

VIDEO: Krankenhaus Altona: Patienten gefährdet? (9 Min)

In Gefährdungsanzeigen dokumentieren Ärzte und Pflegepersonal kritische Situationen. Seit März 2014 wurden fast 200 solcher Gefährdungsanzeigen an die Leitung der Asklepios Klinik Altona geschrieben. Panorama 3 konnte die Dokumente einsehen.

Bis zu sechs Stunden Wartezeit

Die Mitarbeiter beschreiben darin, dass zum Beispiel Patienten mit schwerer Erkrankung mehr als sechs Stunden auf eine Behandlung hätten warten müssen. Sogar Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern hätten laut den Dokumenten nicht umgehend behandelt werden können, sondern mussten bis zu zwei Stunden warten. Die Warnung ist eindeutig: "Die Patientensicherheit ist nicht gegeben."

Mann läuft in die zentrale Notaufnahme der Asklepios-Klinik Altona in Hamburg. © dpa - Bildfunk Foto: Marcus Brandt
Überlastung in der Notaufnahme: "Die Patientensicherheit ist nicht gegeben", warnen Ärzte und Pfleger im Hamburger Krankenhaus Altona.

Der Krankenhausbetreiber Asklepios räumt auf Nachfrage ein, dass es einige Überlastungsanzeigen der Belegschaft gegeben habe. Die genaue Zahl nannte die Klinik jedoch nicht. Die Gefährdungsanzeigen seien jedoch stets Anlass, Abläufe und Strukturen zu hinterfragen und nach Verbesserungsoptionen zu suchen, so die Klinikleitung.

"Medizinische Verantwortung ist komplett abzulehnen."

Gegenüber Panorama 3 schilderten Mitarbeiter, dass bereits seit Monaten regelmäßig Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme fehlen würden. Selten sei ein Team in den Schichten komplett . In den Gefährdungsanzeigen finden sich Einträge wie: "Akute Notfälle gleichzeitig hier. Aufgrund der chronischen Unterbesetzung in den Nächten mussten Patienten mit Hebungsinfarkten, akuten Abdomen und Sepsis deutlich länger warten." Oder: "Alle Zentrale-Notaufnahme-Boxen voll, auf Fluren liegen Patienten. Eine medizinische Verantwortung ist somit komplett abzulehnen."

Wir recherchieren für sie
Brid Roesner, Panorama 3.  Foto: Roman Rätzke

Brid Roesner

Sie wissen von schlimmen Zuständen im Gesundheitswesen oder kennen Fälle von ungerechter Behandlung beim Amt oder Arzt? Dann schreiben Sie Panorama 3 Reporterin Brid Roesner! mehr

Klinikleitung: Patientensicherheit gewährleistet

Asklepios verweist auf Nachfrage darauf, dass der Stellenplan erfüllt sei und Ausfälle mit Honorarärzten kompensiert würden. Kurzfristige Ausfälle kämen gelegentlich vor. Nach Kenntnis der Klinikleitung war die Patientensicherheit durchgehend gewährleistet. Das Krankenhaus in Altona hat seine Notaufnahme vor fünf Jahren modernisiert und neu strukturiert, um die Wartezeit auf ein Minimum zu verringern. Nach Angaben der Klinik hat sich das Patientenaufkommen in den vergangenen Jahren erhöht. Mittlerweile versorgt das Krankenhaus in der Notaufnahme 50.000 Patienten pro Jahr.

Mitarbeiter machen Arbeitgeber verantwortlich

In den Gefährdungsanzeigen greifen die Mitarbeiter die Klinikleitung auch direkt an. Dort heißt es: "Aufgrund der geforderten Schnelligkeit (...) sind Behandlungsfehler nicht auszuschließen und müssen dem Organisationsverschulden des Arbeitgebers zugerechnet werden."

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 26.08.2014 | 21:15 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?