Krankenhaus Altona: Patienten gefährdet?
Ärzte und Pfleger im Hamburger Krankenhaus Altona warnen, dass sie nicht mehr für die Patientensicherheit in der zentralen Notaufnahme garantieren können. Das geht aus internen Gefährdungsanzeigen hervor, die Panorama 3 vorliegen. Die Belegschaft beklagt darin eine regelmäßige Überlastung in der Notaufnahme.
In Gefährdungsanzeigen dokumentieren Ärzte und Pflegepersonal kritische Situationen. Seit März 2014 wurden fast 200 solcher Gefährdungsanzeigen an die Leitung der Asklepios Klinik Altona geschrieben. Panorama 3 konnte die Dokumente einsehen.
Bis zu sechs Stunden Wartezeit
Die Mitarbeiter beschreiben darin, dass zum Beispiel Patienten mit schwerer Erkrankung mehr als sechs Stunden auf eine Behandlung hätten warten müssen. Sogar Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern hätten laut den Dokumenten nicht umgehend behandelt werden können, sondern mussten bis zu zwei Stunden warten. Die Warnung ist eindeutig: "Die Patientensicherheit ist nicht gegeben."
Der Krankenhausbetreiber Asklepios räumt auf Nachfrage ein, dass es einige Überlastungsanzeigen der Belegschaft gegeben habe. Die genaue Zahl nannte die Klinik jedoch nicht. Die Gefährdungsanzeigen seien jedoch stets Anlass, Abläufe und Strukturen zu hinterfragen und nach Verbesserungsoptionen zu suchen, so die Klinikleitung.
"Medizinische Verantwortung ist komplett abzulehnen."
Gegenüber Panorama 3 schilderten Mitarbeiter, dass bereits seit Monaten regelmäßig Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme fehlen würden. Selten sei ein Team in den Schichten komplett . In den Gefährdungsanzeigen finden sich Einträge wie: "Akute Notfälle gleichzeitig hier. Aufgrund der chronischen Unterbesetzung in den Nächten mussten Patienten mit Hebungsinfarkten, akuten Abdomen und Sepsis deutlich länger warten." Oder: "Alle Zentrale-Notaufnahme-Boxen voll, auf Fluren liegen Patienten. Eine medizinische Verantwortung ist somit komplett abzulehnen."
Klinikleitung: Patientensicherheit gewährleistet
Asklepios verweist auf Nachfrage darauf, dass der Stellenplan erfüllt sei und Ausfälle mit Honorarärzten kompensiert würden. Kurzfristige Ausfälle kämen gelegentlich vor. Nach Kenntnis der Klinikleitung war die Patientensicherheit durchgehend gewährleistet. Das Krankenhaus in Altona hat seine Notaufnahme vor fünf Jahren modernisiert und neu strukturiert, um die Wartezeit auf ein Minimum zu verringern. Nach Angaben der Klinik hat sich das Patientenaufkommen in den vergangenen Jahren erhöht. Mittlerweile versorgt das Krankenhaus in der Notaufnahme 50.000 Patienten pro Jahr.
Mitarbeiter machen Arbeitgeber verantwortlich
In den Gefährdungsanzeigen greifen die Mitarbeiter die Klinikleitung auch direkt an. Dort heißt es: "Aufgrund der geforderten Schnelligkeit (...) sind Behandlungsfehler nicht auszuschließen und müssen dem Organisationsverschulden des Arbeitgebers zugerechnet werden."