Kommentar: Rassistische Beleidigungen gegen Owen Ansah
Für Owen Ansah aus Hamburg war die Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft in Braunschweig ein voller Erfolg: Er ist als erster deutscher Sprinter 100 Meter unter 10 Sekunden gelaufen. Der Erfolg brachte aber auch rassistische Beleidigungen im Netz mit sich. Das geht gar nicht, meint Ilka Steinhausen im Hamburg Kommentar.
Owen Ansah, der schnellste Mann aus Deutschland, wurde im Netz rassistisch beleidigt, weil er einen sichtbare Migrationsgeschichte hat. Der schnellste Mann aus Deutschland ist in Hamburg geboren und in Farmsen-Berne aufgewachsen. In unserer Sportsendung hat er vor ein paar Jahren gesagt, dass er stolz darauf sei Hamburger zu sein. Ich freue mich riesig für den Sportler, der täglich hart trainiert, sich auf Olympia vorbereitet und vielleicht schon im nächsten Monat in Paris eine Medaille im Sprint oder in der Staffel für Deutschland holt. Um so unverständlicher finde ich die Reaktion derer, die Owen Ansah nach seinem deutschen Rekord im Netz rassistisch beleidigt haben. Ehrlich gesagt schäme ich mich für diese Menschen.
Menschen, die in Deutschland geboren sind, sind Deutsche
Die Realität ist nämlich eine komplett andere. Ein Blick auf unsere Fußball-Nationalmannschaft zeigt: Jamal Musiala ist in Stuttgart geboren, Emre Can in Frankfurt und Ilkay Gündogan in Gelsenkirchen - ich könnte die Liste weiterführen. Denn das ist die Realität. Diese Spieler mit sichtbarer Migrationsgeschichte sind Deutsche, sind in Deutschland geboren und sie leisten großes im Sport - im deutschen National-Trikot.
Rassismus: Als Zivilgesellschaft dagegen halten
Immer wieder gibt es rassistische Ausfälle – im Fußball und in anderen Sportarten. Wann hört das auf? Der Deutsche Leichtathletik Verband prüft im Fall Ansah juristische Schritte. Das ist richtig. Aber ob da etwas herauskommt? Ich würde es mir wirklich wünschen. Und vor allem wünsche ich mir, dass wir als Zivilgesellschaft dagegen halten, wenn wir Rassismus erleben.
Owen Ansah zeigt Größe
Der Sprinter Owen Ansah hat in dieser Woche gesagt, die Beleidigungen gehen bei ihm links rein und rechts wieder raus. Außerdem spornt ihn das an, noch besser zu werden. Das ist eine kluge, gelassene Einstellung, die Größe zeigt. Im Übrigen ist Owen Ansah Berufssoldat bei der Bundeswehr. Das heißt, er hat einen Eid darauf geschworen, die Bundesrepublik Deutschland zu verteidigen. Er setzt sich also für die Freiheit auch derer ein, die ihn nun rassistisch beleidigt haben. Das nenne ich wahre Größe.