Kommentar: Hamburgs Kulturszene fehlt die Vielfalt
Ist Hamburg wirklich eine Musikstadt? Es fehlt an Breite und Vielfalt. Mit dem Reeperbahn Festival in diesen Tagen hat Hamburg einen echten Musik-Leuchtturm geschaffen. Und auch die Elbphilharmonie und die Musicals strahlen weit über die Stadt hinaus. Aber ist Hamburg damit wirklich schon eine Musikstadt? Paul-Jumaa Dohna kommentiert.
Bei Hamburg denken viele Menschen an Musik und Kultur - diese Woche ist zum Beispiel wieder das Reeperbahn Festival, mit dem sich die Stadt international präsentiert, dann das Filmfest und natürlich die Elbphilharmonie. Das ist auch gut so, aber ich finde, das reicht noch nicht. Es muss noch mehr gemacht werden, um wirklich als Kulturstadt zu gelten.
Kultur lebt nicht nur von einzelnen Highlights
Klar, das Reeperbahn Festival bietet Newcomern eine Bühne, aber es findet auch nur einmal im Jahr statt. Alexander Schulz der Chef des Reeperbahn Festivals, sagt: "Die Musikstadt Hamburg ist erst einmal eine Behauptung." Das trifft zu, finde ich zu, denn Kultur lebt nicht nur von großen Highlights.
Elbphilharmonie ist für viele nur ein cooles Gebäude
Die Elbphilharmonie ist auch einer dieser Leuchttürme, doch wenn man ehrlich ist, wird sie vor allem von einem etwas älteren Publikum besucht. Für die meisten jüngeren Leute, die ich so kenne, bleibt sie dann doch eher ein cooles Gebäude und nicht der Ort, wo man ständig zu Konzerten geht. Das zeigt, finde ich, wie es um die kulturelle Vielfalt in der Stadt steht.
Neue Talente sollten gefördert werden
Und dann ist da noch die Sache mit dem Geld. Viele kleinere Clubs können die Bands kaum bezahlen und so finden einige Konzerte erst gar nicht statt, während bei anderen Riesen-Events die Preise so ansteigen, dass man sich schon drei Mal überlegen muss, ob man es sich leisten kann. Ich meine: Wir brauchen Kultur für die ganze Stadt - nicht nur Leuchttürme, sondern auch in der Fläche, also Kultur für alle. Die Stadt Hamburg sollte deswegen sowohl neue Talente mehr finanziell fördern als auch bei den Ticketpreisen unterstützen. So wie übrigens in der Staatsoper, da legt der Senat pro Eintrittskarte nochmal rund 200 Euro drauf.
Kultur muss für alle zugänglich sein
Also für mich ist klar: Hamburg braucht eine lebendigere, vielfältigere Szene, die das ganze Jahr über aktiv ist. Wir brauchen mehr Probenräume, mehr finanzielle Unterstützung für junge Talente und mehr Kulturorte in allen Stadtteilen, nicht nur in der Innenstadt. Kultur darf keine Exklusivität sein. Sie muss für alle zugänglich sein - das gilt besonders für die kleinen Clubs und Bühnen, wo die Künstlerinnen und Künstler von morgen entstehen. Denn nur so können Events wie das Reeperbahn Festival überhaupt stattfinden.