Kommentar: Der CSD ist eine Demo und das ist gut so
Hunderttausende Menschen ziehen am Sonnabend wieder zum Hamburger Christopher Street Day (CSD) durch die Innenstadt. Bei all den bunten Flaggen, glitzernden Outfits und schillernden Kostümen wird aber schnell vergessen: Hier geht es nicht nur um Party und Spaß, sagt Frauke Reinig in ihrem Kommentar.
Eins vorab: Ich bin hetero und gehöre nicht zur queeren Szene. Beim CSD laufe ich aber fast jedes Jahr mit - um Solidarität zu zeigen und für Menschenrechte einzustehen. Der CSD ist nämlich keine Parade, sondern eine Demonstration. Gegen Hass und Hetze und für Toleranz. Dafür müssen queere Menschen immer noch kämpfen. Auch in Hamburg. Im vergangenen Jahr hat die Polizei hier rund 100 queerfeindliche Straftaten registriert. Fast doppelt so viele, wie im Vorjahr.
Erschreckende Kommentare
Mitte der Woche hat unsere Online-Redaktion bei Instagram einen Info-Post zur Pride Week veröffentlicht. Da ging es ganz sachlich um Programmpunkte und Angebote. Die Kommentare darunter finde ich erschreckend. Und ich meine nicht die leider erwartbaren Hasskommentare, die unser Social-Media-Team gelöscht hat. Sondern die, in denen Menschen ihre queerfeindliche Haltung hinter einer vermeintlichen Sorge um den gesellschaftlichen Frieden verstecken. "Boah, es reicht langsam" postet da ein User. Und ein anderer meint: "Man bewirkt doch das absolute Gegenteil, wenn man so übertreibt."
Es reicht noch lange nicht
Die Kommentierenden stören sich offenbar an der Sichtbarkeit der queeren Szene. Und das zeigt mir: Nein, es reicht noch lange nicht. Wenn es Menschen stört, dass homosexuelle Paare ihre Liebe in der Öffentlichkeit zeigen, wenn sie sich belästigt fühlen, von bunten Flaggen und extrovertierter Kleidung, dann ist das meiner Meinung nach allein deren Problem. Ein großer Teil der Gesellschaft sieht das nämlich anders.
Wir feiern, dass wir sind, wie wir sind
Kommen Sie doch auch zum CSD und erleben Sie, wie es sich anfühlt, sich von verstaubten gesellschaftlichen Zwängen und Vorurteilen zu befreien. Vielleicht gefällt es Ihnen ja. Ich will jedenfalls eine Gesellschaft, in der jede Person frei leben und lieben kann. Dafür gehe ich auch auf die Straße. Und heute eben auf den CSD. Und ja, der ist auch eine Riesen-Party. Ich feiere da mit meinen homo- und heterosexuellen Freundinnen und Freunden, dass wir sind, wie wir sind. Und dass wir das offen zeigen können. Und das ist auch gut so.