Klimaschutz in der Kreuzfahrtbranche: NABU fordert mehr Tempo
Der Naturschutzbund (NABU) hat in Hamburg zum elften Mal sein Kreuzfahrtranking vorgelegt. Demnach kommt die Kreuzfahrtbranche beim Klimaschutz nur schleppend voran.
Die Umweltorganisation hat nach eigenen Angaben 13 Anbieter von Kreuzfahrtreisen befragt, die für deutsche Kundinnen und Kunden relevant sind. Das Ranking beruhe auf den Angaben der Reedereien, sagte NABU-Schifffahrtsexperte Sönke Diesener am Mittwoch. Auf den Plätzen eins und zwei bei den Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen liegen demnach die norwegischen Reedereien Havila und Hurtigruten. Die deutschen Reedereien Aida Cruises, TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises belegen die Plätze drei, fünf und neun.
Strengere Vorgaben der Politik gefordert
Die ersten Reedereien seien auf einem guten Weg Richtung Klimaneutralität, so Diesener, aber der Weg sei weit. Selbst die norwegischen Spitzenreiter im Ranking erreichten nur 9 von möglichen 14 Punkten. Offenbar brauche es strenge Vorgaben der Politik, wie die Norweger sie erlassen haben, damit wirklich etwas passiere. Laut NABU entwickeln sich norwegische Kreuzfahrtschiffe zu Vorreitern beim Klima- und Umweltschutz. Durch die politische Regulierung in Norwegen sei ein Innovationsschub ausgelöst worden. Ergebnis könnten schon bald klimaneutrale Kreuzfahrten sein, die auf Landstrom, Batterien und E-Fuels auf Basis von "grünem" Wasserstoff beruhen. Für Kreuzfahrtschiffe biete insbesondere "grünes" Methanol eine Möglichkeit zum klimaneutralen Betrieb, hieß es. TUI Cruises und Norwegian Cruise Lines hätten Schiffe bestellt, die auf diese Möglichkeit setzen.
NABU: Mehrzahl der Schiffe mit Schweröl unterwegs
Nicht nur zwischen den Firmen, sondern auch in den einzelnen Flotten gibt es laut NABU noch große Unterschiede. Verbesserungen gebe es fast nur auf neuen Schiffen. Schiffe, die schon auf den Meeren unterwegs sind, würden kaum sauberer werden. "Es wirkt aus der Zeit gefallen, dass die Mehrzahl der großen Schiffe weiterhin mit dem besonders giftigen, aber billigen Schweröl unterwegs ist", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Schifffahrtsexperte Diesener betonte aber auch: "Es ist sehr zu begrüßen, dass die ersten endlich einen Weg Richtung Klimaneutralität gefunden haben." Allerdings müsse das Tempo deutlich anziehen.
Scharfe Kritik auch an LNG-Nutzung
Obwohl die Emissionen drastisch gesenkt werden müssten, stiegen sie weiter an, so Diesener. "Besonders besorgniserregend ist der starke Anstieg der Methan-Emissionen durch die LNG-Nutzung." Diese seien über 80 Mal klimaschädlicher als CO2. "Wer hier von einer Brückentechnologie spricht, der verschließt die Augen vor den vielfältigen Problemen von LNG, vor naturschädlichem Fracking und dem Klima-Killer Methan."
Lob für Landstromanlagen in Hamburg, Kiel und Rostock
Positiv seien allerdings die zum Teil neuen Landstromanlagen in Hamburg, Kiel und Rostock, so Diesener. Jetzt gebe es dort keine Entschuldigung mehr dafür, dass die Schiffe ihre Maschinen im Hafen weiterlaufen lassen. Die Forderung der Umweltschützer: Solchen Schiffen müsste die Einfahrt verboten werden.
Die Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal in Altona ist in diesem Jahr von einem Drittel der entsprechend ausgerüsteten Kreuzfahrtschiffe genutzt worden. Acht Versorgungen hat es laut Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) gegeben. Die beiden anderen Kreuzfahrtterminals Steinwerder und Hafencity sollen auch bald Landstromanlagen bekommen. Landstrom für Kreuzfahrtschiffe gilt als wichtiger Baustein für eine bessere Luft in Hafenstädten.