Immer mehr Unternehmen in Hamburg melden Insolvenz an
Immer mehr Unternehmen in Hamburg müssen Insolvenz anmelden. Das Insolvenzgericht rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt Hamburg sogar leicht über dem bundesweiten Durchschnitt.
Rund 630 Unternehmen in Hamburg haben im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet, in diesem Jahr dürften es noch weit mehr sein, sagte Axel Herchen, Leiter des Insolvenzgerichts, dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Unternehmen aus der Bauwirtschaft leiden unter hohen Kosten. In der Gastronomie führt häufig Personalmangel zur Insolvenz. Herchen: "Viele Fixkosten bleiben gleich und sie kriegen die Umsätze nicht hin, weil sie ihre Gaststätte nicht so öffnen können, wie sie es eigentlich möchten."
Auch Torsten Liedtke von der Handelskammer beobachtet, dass viele Unternehmen in Schwierigkeiten stecken: "Corona-Krise, Ukraine-Krieg, gestiegene Energiekosten - das alles führt dazu, dass es vielen Unternehmen nicht gut geht. Und es sind auch gerade kleine Unternehmen, die darunter leiden." Die Handelskammer ist oft die erste Anlaufstelle für Hilfsangebote und Beratungen - wird oft allerdings zu spät kontaktiert. "Generell muss man sagen, dass viele Unternehmen manchmal ein bisschen zögerlich sind, uns anzurufen, aus dem Grunde, dass sie vielleicht nicht genau wissen, ob sie sich tatsächlich in einer Krise befinden oder ob das nur ein vorübergehendes Tief ist", so Liedtke.
"Oft ist nur noch die geordnete Abwicklung möglich."
So verschlechtert sich nach und nach oft auch die Substanz der Unternehmen - bis zum Zeitpunkt der Antragstellung beim Insolvenzgericht. "Das bedeutet, dass die Unternehmen häufig in dem Moment, in dem sie bei uns ankommen 'noch kaputter' sind - wenn man das steigern kann - als sie es in früheren Jahren waren. Das heißt, der Insolvenzverwalter, der dieses Unternehmen vorfindet, hat kaum noch eine Möglichkeit einen Betrieb fortzuführen, weil der oft schon eingestellt ist, weil die Schuldenlast schon so erdrückend ist, weil teilweise die Mitarbeiter schon entlassen sind oder selbst gekündigt haben", so Herchen. Eine geordnete Abwicklung sei da oft das Einzige, was man dann noch machen könne.
Wie viele Unternehmen während eines Insolvenzverfahrens noch gerettet werden können, ist nicht erhoben. Das liegt unter anderem auch daran, dass Verfahren zum Teil mehr als zehn Jahre dauern.
Lage bessert sich wohl nicht so schnell
Das Insolvenzgericht rechnet jedenfalls nicht damit, dass sich die Lage schnell bessert. Probleme wie Personal- und Fachkräftemangel ließen sich nicht von heute auf morgen lösen.