Holocaust-Gedenktag: Tschentscher bei Kranzniederlegung in Ohlsdorf
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat am Montag vor einer Umdeutung der deutschen Geschichte durch Rechtsextremisten gewarnt. Zum Holocaust-Gedenktag legte er auf dem Friedhof Ohlsdorf einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Tschentscher nahm gemeinsam mit dem polnischen Generalkonsul an einem stillen Gedenken am Mahnmal für die Millionen Ermordeten in deutschen Konzentrationslagern teil. Anlass war der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. "Unrecht war unser Tod - Lebende erkennt eure Pflicht" ist auf dem Monument zu lesen. Das sei auch heute als Mahnung zu verstehen, sagte Tschentscher bei der Kranzniederlegung.
Tschentscher: "Nie wieder" muss zur Haltung werden
Demokratie, Freiheit und Menschenrechte müssten gestärkt werden, führte Tschentscher aus. "Das bedeutet, dass wir uns dabei nicht auf die Verfassung und die Gerichte verlassen können. Unsere Verfassung ist stark, aber wir brauchen eine Haltung der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, dass das 'Nie wieder', das wir formulieren, tatsächlich auch im praktischen Alltag zur Geltung kommt."
Sorge wegen zunehmendem Antisemitismus
Zunehmend gebe es Versuche von Rechtsextremen, die deutsche Geschichte umzudeuten, so Tschentscher. Etwa durch die Verharmlosung des Holocausts. Besorgt zeigte sich Tschentscher über die Zunahme von antisemitischen Straftaten und generell von Diskriminierungen. Die Stadt und der Senat müssten jederzeit entschlossen gegen solche Menschenfeindlichkeit einschreiten.
Schutz für KZ-Gedenkstätten
Oliver von Wrochem, Leiter der Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme, beklagte, dass der gesellschaftliche Konsens, rechtsextreme oder antisemitische Haltungen abzulehnen, ins Rutschen gerate. Angesichts zunehmender Schmierereien und Übergriffe warf er in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" die Frage nach einem besseren Schutz für Gedenkstätten auf. Als Problem bezeichnete er, dass gerade bei jungen Menschen das Wissen über die systematische Vernichtung von Juden und anderen Menschen in der NS-Zeit schwinde.
Verpflichtende Gedenkstättenbesuche für Schüler
Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) plant für alle Hamburger Schülerinnen und Schülern den verpflichtenden Besuch einer Gedenkstätte. Eingebettet werden soll der Besuch in eine entsprechende pädagogische Vor- und Nachbereitung durch die Lehrkräfte, damit davon eine nachhaltige Wirkung ausgehen kann, wie Bekeris bei der Verleihung der Bertini-Preise im Ernst Deutsch Theater sagte.