Hanseatisches Oberlandesgericht: Prozess um Folter in Syrien startet
Vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht ist seit Freitag ein Syrer angeklagt, dem schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden. Der 47-Jährige soll in Syrien im Auftrag des Assad-Regimes Oppositionelle misshandelt haben.
Der Angeklagte lebte seit sieben Jahren unbehelligt in Deutschland. Dann tauchten Videos einer Miliz auf, die in Syrien Oppositionelle misshandelt hat. Darauf soll der 47-Jährige identifiziert worden sein. Im August vergangenen Jahres wurde er verhaftet.
Vorwurf der Folter, Versklavung und Entführung
Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm vor, von 2012 bis 2015 einer der Führer dieser Miliz gewesen zu sein. Die Zivilbevölkerung habe in Syrien in Angst und Schrecken gelebt, so die Oberstaatsanwältin. Der Angeklagte soll Menschen in einem Stadtteil von Damaskus willkürlich festgenommen und zur Zwangsarbeit gezwungen haben. Er soll auch an Folter und Versklavungen beteiligt gewesen sein.
Prozessauftakt ohne Aussage des Angeklagten
Zum Prozessauftakt am Freitag sagte der Angeklagte nichts zu den Vorwürfen. Die Verhandlung konnte erst mit zwei Stunden Verspätung beginnen. Der Mann kam in der Haft am Morgen nicht an seine Kleidung ran. Deshalb wurde er in Badelatschen und Shorts in den Saal gebracht. Da er das unzumutbar fand, gab das Gericht ihm noch einmal Zeit, sich angemessen anzuziehen.