Blick aus der Luft auf das Gelände des neuen Hamburger Stadtteils Oberbillwerder (links von den Schienen). © picture alliance / imageBROKER Foto: Holger Weitzel
Blick aus der Luft auf das Gelände des neuen Hamburger Stadtteils Oberbillwerder (links von den Schienen). © picture alliance / imageBROKER Foto: Holger Weitzel
Blick aus der Luft auf das Gelände des neuen Hamburger Stadtteils Oberbillwerder (links von den Schienen). © picture alliance / imageBROKER Foto: Holger Weitzel
AUDIO: Hamburger Senat zieht Oberbillwerder an sich (1 Min)

Hamburger Senat zieht Planungen für Oberbillwerder an sich

Stand: 16.10.2024 11:28 Uhr

Der neue Hamburger Stadtteil Oberbillwerder wird zur Chefsache: Bisher war der Bezirk Bergedorf zuständig, nun zieht der Senat das Bebauungsplanverfahren an sich. Und das sorgt für Kritik.

Rund 15.000 Menschen sollen in Oberbillwerder einmal wohnen können, inmitten von Quartiersplätzen und Parks. Ein auch international vielbeachtetes Vorhaben, wie Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) betont. Der Senat findet den neuen Stadtteil im Bezirk Bergedorf so wichtig, dass er - wie sich schon länger angedeutet hatte - das Bebauungsplanverfahren jetzt an sich zieht.

Bergedorfer Bezirksversammlung: Mehrheit gegen die Pläne

Dem Senat ist eigenen Angaben zufolge grundsätzlich die sogenannte Evokation vorbehalten, also das Recht, bezirkliche Belange wegen ihrer Bedeutung für die gesamte Stadt an sich zu ziehen. So will er in diesem Fall sicherstellen, dass Oberbillwerder gebaut werden kann. Denn die neue Mehrheit in der Bergedorfer Bezirksversammlung ist gegen das Vorhaben. CDU, Linke und AfD lehnen das Projekt ab.

CDU empört

Dass der rot-grüne Senat jetzt die Verantwortung für das Projekt übernimmt, stößt deshalb bei der CDU auf Empörung. Der Bezirk sei nicht verantwortlich für die Wohnungsprobleme der Stadt, sagte Bergedorfs CDU-Fraktionschef Julian Emrich NDR 90,3. Die Dimension des geplanten Stadtteils passe nicht zu Bergedorf.

Massive kritik an Vorgehen des Senats

Auch in der Bürgerschaft gibt es massive Kritik. Der Senat wolle Oberbillwerder gegen den Wählerwillen durchdrücken, wetterte etwa der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Bergedorf, Dennis Gladiator. "Alle Bergedorfer Parteien hatten sich bei der Bezirkswahl mit einer klaren Aussage zu Oberbillwerder positioniert und das Wahlergebnis ergab eine Mehrheit gegen Oberbillwerder." Der Senat wolle Fakten vor der nächsten Bürgerschaftswahl schaffen. Der stellvertretende AfD-Fraktionschef, Alexander Wolf, betonte, die Bergedorfer lehnten das Projekt aus guten Gründen. Das sei Wohnungsbau mit der Brechstange und das Ergebnis der Bezirkswahl im Juni entsprechend eindeutig ausgefallen. Der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch (Die Linke) monierte, "der Senat weiß sich nur noch mit der autokratischen Keule der Evokation zu helfen, nachdem er es in den vergangenen acht Jahren nicht geschafft hat, ökologische und auch wohnungspolitische Bedenken gegen Oberbillwerder auszuräumen". 

SPD und Grüne sehen Oberbillwerder als Leuchtturmprojekt

Dirk Kienscherf, Fraktionschef der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft, hält dagegen: Oberbillwerder sei ein Leuchtturmprojekt und die Entscheidung dafür vor vielen Jahren gefallen. "Wer auf Landesebene Wohnungsbau fordert, darf sich im Bezirk bei wegweisenden Projekten nicht querstellen. Die CDU beweist einmal mehr, dass sie ein Hemmschuh für Hamburgs Stadtentwicklung ist", sagte Kienscherf. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank (Grüne), betonte, "Oberbillwerder ist ganz klar ein Stadtteil der Chancen".

Oberbillwerder soll Hamburgs 105. Stadtteil werden

Oberbillwerder soll der 105. Stadtteil Hamburgs werden. In dem 118 Hektar großen Gebiet westlich von Bergedorf und nördlich von Allermöhe sollen 6.000 bis 7.000 Wohneinheiten entstehen, dazu 4.000 bis 5.000 Arbeitsplätze.

Weitere Informationen
Baufläche zum neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg. © picture alliance | Christian Ohde Foto: Christian Ohde

Hamburg: Widerstand gegen Stadtteil Oberbillwerder wird größer

Nach den Bezirkswahlen ist die CDU in Bergedorf nun stärkste Kraft. Und die will den Bau des neuen Stadtteils verhindern. (12.07.2024) mehr

Baufläche zum neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg. © picture alliance Foto: Christian Ohde

Oberbillwerder: Baukosten um etwa 65 Prozent gestiegen

Die Kosten für den neuen Hamburger Stadtteil Oberbillwerder steigen dramatisch. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken hervor. (09.07.2024) mehr

Eine Visualisierung zeigt den geplanten Stadtteil Oberbillwerder aus der Luft. © Screenshot

Behördenpanne stoppt Baustart von Oberbillwerder

Da wichtige Unterlagen bei der Öffentlichkeitsbeteiligung nicht ausgelegt wurden, kann der Bebauungsplan frühestens Ende 2024 beschlossen werden. (17.05.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 16.10.2024 | 06:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Motorräder parken beim Hamburger Motorradgottesdienst (MoGo) vor der Hauptkirche St. Michaelis. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz

MOGO Hamburg: Motorradgottesdienst vor dem Aus

Der große Gottesdienst für Biker soll im Juni 2025 zum letzten Mal stattfinden. Aber auch die geplante Abschiedsveranstaltung steht offenbar auf der Kippe. mehr