Hamburg: Zeitzeugen erinnern an Feuersturm vor 80 Jahren
Vor 80 Jahren wurden große Teile Hamburgs bei der "Operation Gomorrha" zerstört. Britische und amerikanische Fliegerverbände bombardierten tage- und nächtelang die Stadt. Am Mahnmal St. Nikolai wurde am Sonntag an die verheerenden Luftangriffe erinnert.
Bei den Bombennächten zwischen dem 24. Juli und dem 3. August 1943 verloren schätzungsweise 40.000 Menschen ihr Leben, auch durch die anschließenden Brände, die sich vor allem im Osten der Stadt zu einem wahren Feuersturm ausweiteten. Bis heute sind Spuren der "Operation Gomorrha" in der Fassade von St. Nikolai sichtbar. Während der elftägigen Luftangriffe auf Hamburg vor 80 Jahren dient die Kirchturmspitze als Zielmarkierung für die Piloten der Alliierten. Gleich zu Beginn wird das Bauwerk schwer getroffen. Die Ruine ist bis heute ein Mahnmal.
Lebendige Erinnerungskultur ist wichtig
Nach einem Gedenkgottesdienst am Klosterstern kamen am Sonntagnachmittag Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche, Zeitzeugen und Angehörige am Mahnmal zusammen, darunter auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit: "Wir erinnern an die Zerstörung, die Vernichtung und das Leid", ausgelöst durch die Verbrechen der Nationalsozialisten. "In einer Zeit, in der Populismus und Rassismus auch hierzulande spürbar zunehmen und Politikerinnen und Politiker mit antidemokratischer Gesinnung gewählt werden, kann nicht oft genug betont werden: Unsere demokratischen Grundwerte sind die Basis für ein Leben in Frieden und Sicherheit." Und dazu zähle auch eine lebendige Erinnerungskultur, so Veit.
Es brannte alles um uns herum
Zeitzeuge Harald Hinsch war damals sechs Jahre alt und wohnte in Winterhude. Er sorgte sich vor allem um sein Dreirad, wenn er mit seiner Mutter in den Luftschutzbunker in die Gertigstraße musste. Bis sich im Juli 1943 alles veränderte: "Es brannte alles um uns herum. Dieses Flammeninferno mit den Feuerballen, die aus den Fenstern kamen. Also, meine Straße war nicht mehr wiederzuerkennen", erinnert sich Hinsch.
Szenische Lesung mit Briefen einer Zeitzeugin
In einer szenischen Lesung des Künstlers Michael Batz wurde aus Briefen der Hamburgerin Anneke Scharlach zitiert, die diese 1943 und 1944 an ihren als Soldat in Norwegen stationierten späteren Mann geschrieben hatte. Durch diese Briefe sei eine sehr persönliche und unmittelbare Sicht auf die Zeit des Feuersturms gewonnen, die ein Zeugnis der Selbstbehauptung und des Willens zum Weiterleben darstelle, erklärte Batz. Im Laufe der kommenden Woche gibt es weitere Gedenkveranstaltungen.