Gericht in Hamburg verhandelt über rabiate Entmietung
Unfeine Sitten in der feinen Gesellschaft - vor dem Amtsgericht St. Georg müssen sich seit Mittwoch ein 79-Jähriger und dessen 43-jähriger Sohn wegen Nötigung verantworten. Die beiden sollen 2016 eine Wohnung an der Hamburger Außenalster rabiat entmietet haben.
An einem Nachmittag Ende August hatte die Mieterin ihre Wohnung an der Bellevue verlassen - mit einem Rollkoffer in der Hand und einem Rucksack auf dem Rücken. Der jetzt angeklagte 79-Jährige beobachtete das. "Für mich war das ihr Auszug", sagte er am Mittwoch vor dem Amtsgericht St. Georg. Der Mietvertrag mit der Frau sei damals abgelaufen, sagte er. Also schritt er zur Tat: Er schickte den Hausmeister in die Wohnung im zweiten Stock. Und als der sagte, es seien noch Sachen in der Wohnung, beauftragte der 79-Jährige ihn, die abzutransportieren und einzulagern. Er ließ auch gleich das Türschloss auswechseln.
Mieterin war verreist, nicht ausgezogen
Die Mieterin war aber nicht ausgezogen. Sie war nur verreist. Als sie zurückkam, wohnte bereits eine neue Familie in ihrer Wohnung. Ein Jahr hat es gedauert, bis sie ihre Sachen wiederbekam. Und mehr als sechs Jahre, bis Vater und Sohn der Eigentümerfamilie jetzt auf die Anklagebank kamen. Der Senior ist übrigens in Hamburg bekannt: Ihm hat mal eines der Grindel-Hochhäuser gehört.