Blick in eine Halle mit Absorptionswärmepumpen und Leitungsrohren auf dem Gelände der Müllverwertungsanlage Borsigstraße in Hamburg. © picture alliance / dpa Foto: Christian Charisius

Fernwärme aus Abfällen: Anlage Borsigstraße vollständig in Betrieb

Stand: 15.04.2024 20:21 Uhr

Dieses Projekt soll den Klimaschutz in Hamburg ein großes Stück voranbringen: Spezielle Wärmepumpen machen an der Müllverwertungsanlage Borsigstraße die Abluft für Fernwärme nutzbar.

In Hamburg-Billbrook wurde das bundesweit einzigartige Projekt am Montag vollständig in Betrieb genommen. Über drei jeweils 80 Tonnen schwere Pumpen wird eine Wärmeleistung von bis zu 350.000 Megawattstunden pro Jahr erzeugt. Der Chef der Stadtreinigung, Rüdiger Siechau, freut sich, dass sein Unternehmen nun "einer der größten Lieferanten klimafreundlicher Wärme in Hamburg ist".

Wärme für 35.000 Haushalte

Rund 35.000 Haushalte werden jetzt indirekt mit Abfallwärme aus der Borsigstraße versorgt. Jährlich werden durch die Anlage 104.000 Tonnen CO2 vermieden. Die Experten und Expertinnen von Wärme Hamburg und der Stadtreinigung sprechen von "erweiterter Wärmenutzung" und "Effizienzsteigerungsmaßnahmen".

Weniger Kohle-Verbrauch in Tiefstack

Die Müllverwertungsanlage Borsigstraße. © Stadtreinigung Hamburg
In der Müllverwertungsanlage Borsigstraße werden jährlich mehr als 320.000 Tonnen Abfall verbrannt.

Die dampfbetriebenen Absorptionswärmepumpen koppeln durch die Abkühlung von Rauchgasen zusätzliche Wärme aus - ohne dass man dafür mehr Müll verbrennen müsste. In der Borsigstraße werden jährlich mehr als 320.000 Tonnen Abfall verbrannt. Bislang wird die dabei gewonnene Energie in Form von Dampf an das Heizkraftwerk Tiefstack geliefert und von dort eingespeist. Der direkte Anschluss ermöglicht nun, auch den heißen Rauch zu nutzen und die Leistung zu steigern. Dadurch müssen in Tiefstack weniger fossile Brennstoffe verfeuert werden. Bislang deckt das Kraftwerk einen Großteil des Fernwärmebedarfs mit Steinkohle.

Rund 55 Millionen Euro kostet das Projekt, knapp 15 Millionen Fördergelder kamen je zur Hälfte vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und von der Umweltbehörde über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die Bauarbeiten begannen 2021. Seit Mitte 2023 seien die einzelnen Elemente schrittweise in Betrieb gesetzt und getestet worden, sagte Projektleiter Steffen Wendland. Nun sei man an der Schwelle zum Regelbetrieb.

Weitere Informationen
Leitungen in der Fernwärmeverteilerstation eines Heizkraftwerks (Themenbild) © dpa-Bildfunk Foto: Marijan Murat

Wie weit ist Hamburg bei der kommunalen Wärmeplanung?

Viele Hamburger Haushalte werden auch künftig nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden können. Das geht aus einer Wärmenetzeignungskarte der Umweltbehörde hervor. (06.02.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 15.04.2024 | 19:30 Uhr

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