Drogen für Rocker auf Rezept? Arzt vor Gericht
Vor dem Hamburger Amtsgericht muss sich seit Freitag ein Arzt aus Barmbek wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. Er soll einem bekannten "Hells-Angels"-Rocker über Jahre ein Opium-ähnliches Schmerzmittel verschrieben haben.
Der Rocker, Spitzname "Dirty White Boy", war vor zehn Jahren schwer verletzt worden. Unbekannte hatten ihm drei Kugeln in den Bauch geschossen. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam er in die Hausarztpraxis des jetzt angeklagten 58-Jährigen. Er habe noch Schmerzen, klagte er. Der Arzt gab ihm ein sogenanntes Opioid - ein Medikament, das wie Morphium wirkt. Fortan holte sich der "Hells Angel" alle zwei Wochen ein Rezept. Und der Arzt erhöhte die Dosis immer weiter.
"Dem können Sie doch keine Bachblüten geben"
Der Amtsrichter wollte am Freitag wissen, wie der Mediziner denn kontrolliert habe, dass der Rocker nicht einfach süchtig nach dem Mittel war. "Ich bin seit 30 Jahren Arzt. Ich habe das gesehen", sagte der Angeklagte. Eine Rechtsmedizinerin, die als Sachverständige im Prozess aussagte, ist skeptisch. Sie fragte den Arzt, warum er das Medikament zwischendurch nicht mal gegen ein anderes getauscht habe. Die Antwort des Angeklagten: "Der Patient ist 'Hells Angel'. Dem können Sie doch keine Bachblüten geben."
Der Rocker sitzt inzwischen unter anderem wegen Drogenhandels in Haft.
