Deutlich mehr Schulschwänzer: Was Hamburg dagegen tun will
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) will etwas gegen das Schulschwänzen unternehmen. Laut Schulbehörde wurden im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Fälle gemeldet - das ist ein Anstieg um knapp 70 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Rabe geht davon aus, dass das auch an den Folgen der Corona-Pandemie liegt.
Die wenigsten Schülerinnen und Schüler würden nicht zum Unterricht kommen, weil sie keine Lust haben zu lernen, sagte Rabe. Meistens liege es an psychischen und sozialen Problemen - und die hätten durch die Schulschließungen während der Pandemie zugenommen. "Es ist zum Teil so, dass sich Schülerinnen und Schüler überlastet fühlen, dass sie aber auch ihre sozialen Verhaltensweisen verlernt haben und deshalb mit den Mitschülerinnen und Mitschülern und in der Schulgemeinschaft nicht mehr klarkommen."
Stadt plant 20 zusätzliche Psychologen einzusetzen
Deshalb sollen mehr Beratung und Unterstützung auch helfen, das Problem Schulschwänzen in den Griff zu bekommen. Dafür will die Stadt Geld bereitstellen - zum Beispiel für knapp 20 zusätzliche Psychologinnen und Psychologen. Gute Erfahrungen habe man mit dem Modellprojekt "Jeder Schultag zählt" gemacht. Vier Schulen haben darauf geachtet, schnell zu reagieren, wenn Schülerinnen und Schüler häufig fehlen und haben auch gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Pausenhof und Pausenräume neu gestaltet. Das habe geholfen und soll jetzt auch an anderen Schulen umgesetzt werden.
Die Elternkammer-Vorsitzende Simone Kohl findet die Schritte richtig. Sie fordert aber, dass die Schulen enger mit den Beratungszentren zusammenarbeiten, damit Eltern, Schüler und Schülerinnen die Angebote dort auch wahrnehmen. Bußgelder, wie sie bei Schulschwänzen oft verhängt werden, könnten nur ein letztes Mittel sein.
2022 gab es Bußgelder in 1.430 Fällen
Der Hamburger Schulbehörde waren in den vergangenen Jahren mehr Fälle von Schulschwänzen gemeldet worden, wie eine Antwort des rot-grünen Senats auf eine Anfrage der Linken ergab. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren es noch 1.226 beziehungsweise 1.464 Meldungen von Schulpflichtsverletzungen, die bei der Rechtsabteilung der Schulbehörde eingingen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl dann auf 2.067 an. 2022 wurden in 1.430 Fällen Bußgelder verhängt, die sich zu einer Höhe von 287.650 Euro summierten. Ein Großteil davon wurde aber laut Antwort des Senats bisher nicht bezahlt.