Demonstration in Hamburg gegen Haftstrafe für Lina E.
In Hamburg und anderen deutschen Städten sind linksautonome Gruppen am Mittwoch auf die Straße gegangen. Rund 1.200 Demonstrierende haben sich dabei am Abend vor der Roten Flora im Schanzenviertel versammelt. Sie protestierten gegen die Haftstrafen für Lina E. und drei Mitangeklagte. Die vier waren zuvor in Dresden wegen Angriffen auf Rechtsextreme verurteilt worden.
Bereits zu Beginn der Demo entzündeten Protestierende Nebeltöpfe und Bengalos auf dem Schulterblatt. Die schwarz gekleideten und zum Teil vermummten Demonstierenden hatten vor der Roten Flora ein lilafarbenes Transparent ausgebreitet, auf dem in weißer Schrift "Free Lina" stand.
Ausschreitungen nach Ende der Demo
Vom Schulterblatt führte die Demo zum Neuen Pferdemarkt und ins Karolinenviertel. Die Polizei musste den Demonstrationszug immer wieder stoppen, weil unterwegs Pyrotechnik abbrannte. Kurz nach 21 Uhr beendete der Organisator früher als geplant den Protestzug auf der Marktstraße. Dort steckten einige Demonstrierende Mülltonnen in Brand. An der Feldstraße wurden die Einsatzkräfte mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen. Ein Demonstrant soll einen Kameramann getreten haben. Der Journalist hat Anzeige erstattet.
Nach den Angriffen und Flaschenwürfen auf die Polizei gab es fünf Festnahmen und zwei Ingewahrsamnahmen. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma durch Pyrotechnik ein anderer wurde von einem schweren Geschoss am Helm getroffen und kam in ein Krankenhaus. Ein dritter Polizist erlitt einen Muskelfaserriss bei einer Festnahme. Bei Anbruch der Dunkelheit gab es Randale vor einigen Restaurants auf dem Schulterblatt sowie in der Susannenstraße - dort lagen Baustellenabsperrungen und Mülltonnen.
Polizei mit Großaufgebot und Wasserwerfer vor Ort
Die Hamburger Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Wasserwerfer, Polizeibusse und Streifenwagen standen in den Nebenstraßen rund um die Rote Flora. Insgesamt waren rund 620 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, darunter auch Kräfte aus Schleswig-Holstein.
Mehr als fünf Jahre Haft für Lina E.
Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes Dresden hatte am Mittwoch vier Linksextremisten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Gegen die 28 Jahre alte Lina E. aus Leipzig verhängten die Richter eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Sie sahen bei der Studentin den Vorwurf der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung als erwiesen an, zum Teil in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Lina E. kam nach zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft aber vorerst frei. Der Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt - bis das Urteil rechtskräftig ist.
Haftstrafen auch für drei Mitangeklagte
Ihre drei Mitangeklagten erhielten Haftstrafen zwischen zweieinhalb und drei Jahren und drei Monaten. Einer der Männer soll ebenfalls Mitglied der kriminellen Vereinigung sein, die beiden anderen wurden unter anderem wegen Unterstützung dieser verurteilt. Den Angeklagten zwischen 28 und 37 Jahren wurden zudem Beteiligung beziehungsweise Beihilfe zu gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Sie sollen zwischen 2018 und 2020 mehrfach Rechtsextreme tätlich angegriffen haben.