Debatte über Ausfallgebühr für nicht wahrgenommene Arzttermine
Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kommen immer häufiger Patientinnen und Patienten nicht zu ihrem Arzttermin und sagen diesen auch nicht ab. Deshalb wird jetzt über eine Ausfallgebühr diskutiert. Mancher Arzt würde sich die schon allein zur Abschreckung wünschen.
Der Orthopäde Torsten Hemker behandelt in seiner Praxis in Hamburg täglich Akutfälle - sechs Patientinnen und Patienten pro Stunde. Er will möglichst vielen Menschen helfen, sein Kalender ist minutiös getaktet. Wenn Patientinnen und Patienten ihren Termin verstreichen lassen, ist das für ihn extrem ärgerlich.
"Unverschämtheit gegenüber anderen Patienten"
"Erfahrungsgemäß sind es jeden Tag zwei bis drei Patienten, die ohne Absage nicht erscheinen", erzählt Hemker. "Das ist eine Unverschämtheit gegenüber anderen Patienten, weil wir natürlich den Termin geblockt haben." Diesen Termin könne ein anderer Patient dann nicht mehr wahrnehmen. Deshalb muss die Sprechstundenhilfe selbst Notfälle oft abweisen. In den letzten Jahren hat das Nicht-Erscheinen in vielen Praxen zugenommen. "Vergessen hören wir ganz oft, krank hören wir ganz oft. Ganz viele unterschiedliche Aussagen kommen dann", berichtet eine Sprechstundenhilfe.
Hamburger Orthopäde: Strafzahlung wäre sinnvoll
Wie wäre es, wenn Patientinnen und Patienten, die ihre Termine nicht wahrnehmen, eine Strafe zahlen müssten? Aus der Sicht von Orthopäde Hemker wäre das sinnvoll, "weil man die Leute übers Portemonnaie vielleicht daran erinnert, dass sie anderen Leuten schaden. Ich finde es aber auf keinen Fall richtig, dass wir die Ausfallgebühren kassieren würden. Das kann eigentlich nur über die Krankenkassen passieren." Doch die Krankenkassen sind von dem Vorstoß nicht überzeugt. Also muss Hemker weiter auf die Termin-Treue seiner Patientinnen und Patienten hoffen.
Krankenkassen sprechen von versuchter Abzocke
Die Ausfallgebühr für nicht wahrgenommenen Termine war vom Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, in der vergangenen Woche ins Spiel gebracht worden. Aus einer Online-Umfrage der KBV war hervorgegangen, dass sieben von zehn Arztpraxen Probleme mit verpassten Terminen ihrer Patientinnen und Patienten beklagen. Für seinen Vorstoß handelte sich Gassen den Vorwurf der versuchten Abzocke ein. Die Krankenkassen brachten im Gegenzug eine Entschädigung für Patientinnen und Patienten ins Gespräch, die lange auf den Kontakt zum Arzt warten müssten.