Betrug in Hamburg: Wenn die neue Wohnung schon vermietet ist
Mit einer neuen Masche werden Wohnungssuchende derzeit in Hamburg betrogen: Sie zahlen für einen neuen Mietvertrag, doch in Wirklichkeit hat die Wohnung längst einen Mieter oder eine Mieterin.
Eine Betroffene ist Nina S. Sie hatte ein Inserat im Internet für eine "charmante 2-Zimmer-Wohnung im Winterhuder Jugendstil direkt am Hamburger Stadtpark" entdeckt. 54 Quadratmeter sollten 890 Euro warm kosten. Nina S. besichtigte die Wohnung persönlich: "Es war schon etwas komisch, allein in einer Wohnung zu sein, die jemand anders noch bewohnt", erzählt sie im Gespräch mit dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Sie erhielt den Zuschlag - aber offenbar Dutzende andere auch, die sich die Wohnung ebenfalls angeschaut hatten.
Tatsächlich gehört die Wohnung einer Mieterin, die sie in ihr Abwesenheit ein paar Monate möbliert untervermietet hatte. "Genau das wird von den Betrügern ausgenutzt", sagt Christiane Wagner vom Landeskriminalamt. "Sie mieten genau diese Wohnungen an, um sie ihrerseits unberechtigt weiterzuvermieten."
80 Fälle in vier Wohnungen
Das Landeskriminalamt zählt inzwischen 80 Fälle in nur vier Hamburger Wohnungen. Auffällig sei nur, dass die Interessierten den Schlüssel über einen Schlüsseltresor erhielten und die Räume dann allein besichtigten. Der Mietvertrag komme digital, und zwar von einer angeblichen Hausverwaltung. Kaution und Miete seien dann sofort zu zahlen. Das sei leider üblich, so der Mieterverein, aber es entspreche nicht dem Gesetz. "Nach dem Gesetz muss ich die Miete erst zahlen, wenn ich die Wohnung habe", so ein Sprecher.
Mittlerweile haben Dutzende Interessierte für die Wohnung in Winterhude jeweils mehrere Tausend Euro für Miete, Kaution und Abstand überwiesen. Viele Betroffene stellt der Betrug aber nicht nur vor finanzielle Probleme. So wollte eine junge Frau aus Schweden nach Hamburg in die Wohnung nach Winterhude ziehen. Nun steht sie ohne Wohnung da. "Jetzt muss ich erstmal wieder zu meinen Eltern ziehen", sagt sie dem Hamburg Journal.
Frau reiste 300 Kilometer mit ihren Möbeln an
Nina S. entdeckte den Betrug dagegen rechtzeitig, weil die abwesende Hauptmieterin einen Zettel an der Tür anbringen ließ. Sie hat über eine WhatsApp-Gruppe mittlerweile Kontakt zu anderen Opfern. "Es gibt viele, die erst diese Woche von dem Betrug erfuhren, als sie versucht haben, hier einzuziehen", sagt Nina S. Darunter sei eine Frau gewesen, die 300 Kilometer mit ihren Möbeln nach Winterhude gefahren sei und erst an der Tür festgestellt habe, dass die Wohnung schon vergeben ist.
Der Betrug sei sehr professionell aufgezogen worden, so die Polizei. Das sei in diesem Fall besonders perfide, weil auf deutsche Konten überwiesen werde, erklärt LKA-Sprecherin Wagner. Vermutlich auf Konten argloser Bürgerinnen und Bürger, die das Geld an die Betrüger weiterleiten. Bei dieser Form des Betruges wird häufig für das Weiterleiten des Geldes ins Ausland eine Provision gezahlt. Dabei ist den beteiligten Personen nicht immer klar, dass sie sich damit strafbar machen und Geldwäsche begehen.